Until Tomorrow Frankreich, Iran, Katar 2022 – 86min.

Filmkritik

Meine Tochter gehört zu mir

Filmkritik: Teresa Vena

«Until Tomorrow» von Ali Asgar ist ein weiteres Beispiel für die Stärke des iranischen Autorenfilms. Um die Zensur zu umgehen, stehen Geschichten von Individuen im Mittelpunkt. Immer erzählen die Filme darüber hinaus aber von den repressiven gesellschaftlichen Strukturen, die im Land herrschen. Dazu gehört eine konservative Werteordnung, die Geschlechterrollen streng reglementiert.

Frauen sind erst Töchter, dann Ehefrauen, dazwischen gibt es nichts. Sexueller Kontakt ist nur in der Ehe erlaubt, alles andere ist nicht nur unmoralisch, sondern offiziell illegal und wird streng geahndet, mit hohen Geldstrafen und Gefängnis. Daher ist es kein Wunder, dass die Hauptfigur im Film, Fereshteh (Sadaf Asgari), vor ihren Eltern und sonst allen anderen verheimlicht, dass sie eine uneheliche Tochter geboren hat. Sie droht aber, aufzufliegen, als ihre Eltern einen spontanen Besuch ankündigen. Sie durchwandert die ganze Stadt, auf der Suche nach einem Babysitter, der das Kind bis zum nächsten Tag in Obhut nehmen kann, damit ihre Eltern es nicht sehen.

Die Verzweiflung der Protagonistin wird von Minute zu Minute grösser und dank der eindrücklichen Darstellung von Sadaf Asgari, die ihr Talent bereits in «*Yalda» unter Beweis gestellt hat, für die Zuschauer fast schon körperlich nachspürbar. Das Drama wahrt geschickt die Einheit von Raum und Zeit und erhöht dadurch die Spannung.

Eine einfache Lösung bietet der Film nicht, vielmehr macht er klar, wie verkrustet die moralischen Vorstellungen sind, dass sie gegenseitige Solidarität verhindern und Menschen in Gefahr bringen. Abgesehen von der spezifischen Verortung in die iranische Gesellschaft, vermittelt «Until Tomorrow» auch ganz universelle Werte, die uns alle zum Nachdenken bringen sollten.

25.01.2023

5

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