The Inspection USA 2022 – 95min.
Filmkritik
Selbstbewusst durch Drill und Schikanen?
Elegance Bratton erzählt in seinem autobiographisch inspirierten Langfilmdebüt fesselnd und ambivalent von den Erfahrungen eines homosexuellen Afroamerikaners bei der dreimonatigen Ausbildung zum Marine.
Jahrelang lebte der homosexuelle Afroamerikaner Ellis (Jeremy Pope) in Obdachlosenheimen und auf der Strasse. Seine einzige Zukunftsperspektive sieht er im Eintritt in die US-Army. Was ihn und seine Kameraden hier in den nächsten drei Monaten erwartet, macht Ausbilder Laws (Bokeem Woodbine) unmissverständlich klar: Sein Ziel ist es, sie zu schinden und zu brechen. Zum Drill kommt Mobbing dazu, als die sexuelle Orientierung von Ellis bekannt wird. Dennoch wird der junge Mann durch diese brutalen Erfahrungen nicht gebrochen, sondern gewinnt an Selbstbewusstsein.
Elegance Brattons Spielfilmdebüt ist von eigenen Erfahrungen inspiriert. Wie sein Protagonist wurde auch er selbst mit 16 von seiner streng religiösen Mutter wegen seiner Homosexualität aus der Wohnung geworfen, lebte in Obdachlosenheimen und meldete sich 2005 zu den Marines.
Im Stil von Stanley Kubricks «Full Metal Jacket» schildert Bratton ebenso genau wie nüchtern die Abrichtung der Rekruten. Da den jungen Männern dabei jede Identität genommen wird, verzichtet auch der Film darauf, seinen Figuren mit Ausnahme von Ellis ein persönliches Profil zu geben.
Dichte gewinnt «The Inspection» durch die Konzentration auf die Ausbildung und den Blick auf die gruppendynamischen Prozesse. Nie verlässt der Film das Camp – er sperrt auch das Publikum ein. Hautnah ist es Drill, Schikanen und höchster körperlicher Belastung ausgeliefert. Sounddesign und Musik steigern dabei in Verbindung mit den ungeschönt-realistischen, vorwiegend dunklen Bildern von Kameramann Lachlan Milne die Atmosphäre und die Spannung.
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