The Lost King Frankreich, Grossbritannien 2022 – 108min.
Filmkritik
Die unglaubliche und wahre Geschichte der Entdeckung von König Richard III
Der britische Regisseur Stephen Frears kehrt zu einer skurrilen, aber dennoch wahren Geschichte zurück, die 2012 England erschütterte. Eine unglaubliche Odyssee, getragen von einer Frau mit unbeirrbaren Überzeugungen, verkörpert von Sally Hawkins.
Philippa Langley (Sally Hawkins) kämpft mit einem Leben, in dem scheinbar nichts in die richtige Richtung läuft. Sie leidet an chronischem Erschöpfungssyndrom und wird bei einer Beförderung am Arbeitsplatz abgelehnt. Als geschiedene Frau jongliert sie mit ihrer Arbeit, ihren Kindern und einem Ex-Ehemann, der ihr ständig einhämmert, dass sie es sich nicht leisten kann, ihren Job zu verlieren.
Nachdem sie Shakespeares Theaterstück «Richard III» gesehen hat, beginnt die Fünfzigerin Visionen des vor über 500 Jahren verstorbenen Monarchen zu haben. Sie setzt sich in den Kopf, die Überreste von König Richard III zu finden und die Wahrheit über das Leben des ungeliebten Verstorbenen wiederherzustellen. Das von ihr benannte «Looking for Richard Project» gibt Philippas Leben wieder Sinn. Doch sie stösst auf Kritik aus ihrem Umfeld, das überzeugt ist, dass sie den Verstand verloren hat. Selber Meinung sind auch die Historikern und anderen Akademikern, die sie auf ihrer Wahrheitssuche trifft.
Die Erzählung wirkt so unwirklich, dass sie beinahe wie Fiktion erscheint, aber der Film basiert auf der wahren Geschichte von Philippa Langley, einer Britin, die die akademische Welt erschütterte, indem sie 2012 die sterblichen Überreste des Monarchen unter einem Parkplatz in Leicester fand. Das reichte aus, um Stephen Frears dazu zu bewegen, einen Spielfilm daraus zu machen. Der Regisseur, bekannt für Werke wie «Héros malgré lui» (1992), «High Fidelity» (2000) und «The Queen» (2006) mit Helen Mirren, zeichnet die Abenteuer dieser gewöhnlichen Engländerin nach, die dazu bestimmt ist, etwas Aussergewöhnliches zu vollbringen.
Auf dem Toronto International Film Festival 2022 vorgestellt, wirft «The Lost King» Licht auf die Missverstandenen, die Zurückgelassenen. Selbst aufgrund ihrer Krankheit, ihres vermeintlichen Mangels an Fähigkeiten oder ihres Alters unverstanden und verurteilt, findet Philippa neuen Schwung und eine Energie in sich, indem sie einen anderen Unbeliebten der Geschichte rehabilitiert. Usurpator, Mörder, hässlich und bucklig: Richard III leidet unter einem desaströsen Ruf, der weniger auf Fakten als auf Legenden beruht.
Nach und nach werden wir in die Suche hineingezogen, und unser Interesse an der Hartnäckigkeit dieser Frau, die nach Wahrheit und Bedeutung in ihrem Leben sucht, wächst. Die Umsetzung ist manchmal etwas nachlässig, und das Drehbuch von Steve Coogan und Jeff Pope nimmt einige Abkürzungen und romantisiert Philippas Weg, um ihr Ziel zu erreichen. Doch der Film profitiert vor allem von der Anwesenheit der stets hervorragenden Sally Hawkins. Die Schauspielerin, bekannt für ihre Rollen in Woody Allens «Blue Jasmine» (2013) oder Guillermo del Toros «Shape of Water» (2017), für die sie bei den BAFTA- und Oscar-Verleihungen als beste Schauspielerin nominiert wurde, trägt den Film auf ihren Schultern.
«The Lost King» wechselt zwischen Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit und spielt geschickt mit den Genres, indem er Komödie, Drama und Spannungsfilm nachahmt. Dies wird durch die eindrucksvolle Musik von Alexandre Desplat verstärkt, die die Suche mysteriös gestaltet. Und obwohl dies nicht der Film ist, der in seiner Filmografie am meisten hängen bleibt, hat Stephen Frears zumindest das Verdienst, das Licht auf diese gewöhnliche Frau mit einer aussergewöhnlichen Bestimmung zu lenken.
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