About Dry Grasses Frankreich, Deutschland, Schweden, Türkei 2023 – 197min.
Filmkritik
Freundschaft ist ein Abenteuer
In diesem Dorf in Anatolien ist der Winter sehr lang. Dementsprechend zieht sich auch der Alltag des Lehrers Samet und ist von der immer gleichen Routine geprägt. Aber dann kommt es zu einer unerwarteten Abwechslung – nur ist diese nicht unbedingt positiver Natur.
Samet (Deniz Celiloğlu) ist Lehrer in einem abgelegenen Dorf in Anatolien. Bei seinen SchülerInnen und im Ort ist er beliebt – man lädt ihn zum Tee ein, fragt ihn um Rat, man möchte ihn verkuppeln. Trotzdem wartet der überzeugte Junggeselle nur darauf, endlich wieder nach Istanbul versetzt zu werden und er für ihn intellektuell vermeintlich wenig ergiebigen Provinz zu entgehen. Doch plötzlich kommt alles ganz anders: Eine Schülerin (Ece Bağcı) setzt das Gerücht in die Welt, dass Samet und sein Kollege und bester Freund Kenan (Musab Ekici) gegenüber den Schülerinnen keine angemessene Distanz hielten. Es beginnt ein bürokratischer Eiertanz, zudem auch noch ihr ungeschicktes Werben um die attraktive Lehrerin Nuray (Merve Dizdar) hinzukommt.
Keine Minute dieser fast dreieinhalb Stunden ist überflüssig. In einem teilweise durchaus fordernden Tempo lösen sich dichte Dialoge und Gesprächspausen ab, wobei letztere nicht weniger aussagekräftig sind als das Gesprochene selbst. Regisseur Nuri Bilge Ceylan geht es in erster Linie darum zu zeigen, dass «reden» nicht gleich «verstehen» bedeutet. Seine Figuren können nicht kommunizieren und sich erklären. Zum Teil liegt es an ihrem Stolz, zum Teil an Hemmungen, die aus alten Verhaltensmustern stammen.
Mit reduzierten Mitteln stellt «About Dry Grasses» die Psychologie seiner Charaktere in den Vordergrund, von denen alle gleichermassen etwas Sympathisches und etwas seltsam Unsympathisches besitzen. Es liegt an der herausragenden Leistung der Darsteller, dass man gerne Zeit mit den Figuren verbringt. Abgerundet wird das Ganze von den eindrücklichen Naturaufnahmen einer kargen Landschaft, die einen trotz aller Kargheit zum Träumen bringen.
Dein Film-Rating
Kommentare
Intensiv.
Etwas gar lang und anstrengend (Dialoge in Untertiteln).
Weiter Horizont.
Nur andeutungsweise, dann aber schmerzhaft, die (lange bürgherkriegsähnliche) Situation in Ostanatolien.
(War anno 1991 in dieser Gegend - es war bedrükter als die Intifada, die ich vorher mitbekommen hatte)… Mehr anzeigen
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