Anselm Frankreich, Deutschland 2023 – 93min.
Filmkritik
Eine filmische Reise in das magische Flirren der Kunst
Wim Wenders Porträt des deutschen Malers und Bildhauers Anselm Kiefer lässt, in 3-D gedreht, das Publikum in die Tiefen dessen meist überlebensgrossen künstlerischen Werke eintauchen. Ein – auch in zweidimensionaler Vorführung – einmaliges Kinoerlebnis, das den faszinierenden Eindruck filmischen Schwebens hinterlässt.
Der Filmemacher Wim Wenders porträtiert den Künstler Anselm Kiefer: Er beobachtet ihn bei der Arbeit an riesigen Gemälden, begleitet ihn bei Touren durch seine fabrikhallengrossen Ateliers und zu einer Ausstellung in Venedig. In anderen Szenen stromert Wenders mit Kiefer durch die Pavillons und den Park eines in Südfrankreich liegenden Geländes, in dem Teile von Kiefers Schaffen zugänglich sind. Ergänzt wird das Porträt mit einigen inszenierten Szenen, die auf entscheidende Ereignisse aus dem Leben des Künstlers verweisen.
Anselm Kiefer, bekannt für die Übergrösse seiner von Mythen und düsteren Ereignissen geprägten Werke, ist einer der renommiertesten deutschen Künstler der Gegenwart. Wenders wiederum zählt zu den wichtigsten FilmemacherInnen Deutschlands. Die beiden sind 1945 geboren, kennengelernt haben sie sich 1991 in Berlin. Schon damals soll von einem gemeinsamen Filmprojekt die Rede gewesen sein, aus diesem Plan ist nun – 30 Jahre später – tatsächlich etwas geworden. Zwischenzeitlich hatte Wenders mit «Pina» und einigen Kurzfilmen Erfahrungen mit 3-D gesammelt.
Tatsächlich ist es diese dritte Dimension, die «Anselm» in Verbindung mit der gleitenden Kamera von Franz Lustig und den sphärischen Klängen von Leonard Küssner aus dem Gros gängiger Künstlerporträts herausstechen lässt. Denn Wenders denkt diese dritte Dimension nicht in den Kinosaal hinaus, sondern in die Leinwand hinein. Und das vermittelt dem Publikum das magische Gefühl, sozusagen schwebend in die Tiefen von Kiefers künstlerischem Schaffen einzutauchen.
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Kommentare
Grandioses Meisterwerk. Ich hatte mir bisher ein reiches Kunstwissen zugesprochen. Doch das Werk von Anselm Kiefer hat mich "erschüttert". Sicherlich kannte ich einige Bilder von ihm, doch die Dimension (und Bedeutung) seines Gesamtwerkes war mir nicht im Ansatz geläufig. Mir fehlen die richtigen Worte, um meine Hochachtung für sein Werk auszudrücken. Ich sass ihm Kinosessel, staunend, ungläubig, überwältigt, "zerstört".. und andächtig. Für jeden Kunstliebhaber eine Pflicht, ein Privileg und "eine Erleuchtung". Danke Wim!… Mehr anzeigen
Schade hatte ich keine 3D Aufführung in der Nähe.
Der Film verlangt viel inneres Mitgehen. Grad auch für die, die den einen Künstler (Kiefer) nicht allzugut kennen.
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