Bisons Frankreich, Schweiz 2023 – 103min.
Filmkritik
Die Entzauberung der Schweiz
In seinem dritten Spielfilm stellt Pierre Monnard die zunehmende Verarmung der Schweizer Bauern im Rahmen einer Familientragödie dar.
Im Jahr 2020 kam «Platzspitzbaby» in die Kinos, schlug ein wie eine Bombe und wurde zu einem der erfolgreichsten Schweizer Filme aller Zeiten. Die ebenso erschreckende wie hoffnungsvolle Geschichte erzählte aus kindlicher Perspektive die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens, das mit der Sucht seiner Mutter nach harten Drogen umgehen muss. Seitdem hat Pierre Monnard eine Reihe von Serienprojekten («Wilder», «Neumatt», «Nebensaison» oder auch «Winter Palace», die derzeit gedreht wird) in Angriff genommen und präsentiert mit «Bisons» nun seinen dritten Spielfilm.
«Bisons» erzählt die Geschichte von Steve (Maxime Valvini) und Joël (Karim Barras), zwei Brüdern, die sich seit drei Jahren nicht mehr gesehen haben. Steve teilt seine Zeit zwischen seinem Ringkampftraining und der Arbeit auf der Farm auf. Als Joël, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde, nach Hause kommt, ist die Atmosphäre angespannt. Ihr Vater ist gerade gestorben und schuldete einem Nachbarn mehrere tausend Franken. Um den Hof der Familie zu retten, schlägt Joël seinem jüngeren Bruder vor, an illegalen Kämpfen teilzunehmen.
Steve gewinnt die ersten beiden Kämpfe, aber seine Verletzungen sorgen für Unruhe in seiner Umgebung, insbesondere bei seiner Mutter Mathilde (Marie Berto) und Lena (India Haïr), der Tierärztin, für die er Gefühle hegt. Die beiden Brüder fahren nach Marseille, um an einem Kampf teilzunehmen, bei dem ein Sieg ausreichen könnte, um alle Schulden zu begleichen. Aber wird es der letzte sein?
Drogen, soziale Unsicherheit... Pierre Monnard widerspricht in seinen Filmen immer wieder der Postkartenidylle der Schweiz. Mit einem Szenenbild, das so schroff und ungeschliffen ist wie sein Thema, bietet «Bisons» dem Publikum eine Form von roher Authentizität und nimmt es mit ins Herz seines Themas, das angesichts aktueller Ereignisse noch stärker nachhallt. Die Schauspieler:innen sind hervorragend, egal ob sie bereits etabliert sind (Karim Barras, India Hair) oder noch ganz am Anfang stehen (Maxime Valvini, Marie Berto). Alle wirken perfekt an ihrem Platz.
Die intensive Beziehung zwischen Steve und Joel ist komplex, und es gelingt dem Film, nicht in die Stereotypen von zwei Brüdern zu verfallen, die sich gleichzeitig lieben und hassen. Das Drama hat die Schweizer Filmakademie überzeugt, da es mit sechs Nominierungen als Favorit ins Rennen um den Schweizer Filmpreis geht. Obwohl «Bisons» nicht die emotionale Wirkung von «Platzspitzbaby» erreicht, zeichnet er sich dadurch aus, dass er die Not der Bauern sichtbar macht und zeigt, wie weit manche Menschen bereit sind, über ihre Grenzen hinauszugehen, um ihren Betrieb zu retten, und wie unzerstörbar die Verbundenheit mit ihrem Grund und Boden ist.
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Kommentare
Kräftig gespielt, aber in Sachen Storytelling und Intensität nicht ganz so hoch einzustufen, wie erhofft. Interessante Thematik aber allemal.
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