The Hypnosis Frankreich, Norwegen, Schweden 2023 – 98min.

Filmkritik

Grenzen sprengen

Maria Engler
Filmkritik: Maria Engler

Endlich machen, worauf man gerade Lust hat und direkt sagen, was man denkt: Für die Unternehmerin Vera wird diese Vorstellung nach einer Hypnose Wirklichkeit. Die schwedische Satire «The Hypnosis» spinnt aus diesem Konzept einen unterhaltsamen Film über Beziehungen und Arbeit, der allerdings hinter seiner Prämisse zurückbleibt.

André und Vera sind ein Gewinnerpaar – oder wollen es zumindest werden. Mit ihrer App für Frauengesundheit wollen sie ganz gross herauskommen. Kurz bevor sie an einer wichtigen Konferenz für Unternehmer:innen teilnehmen, will Vera durch Hypnose das Rauchen aufgeben. Doch stattdessen wirft sie nach der Behandlung ihre Selbstkontrolle über Bord, macht und sagt, was sie wirklich möchte. Doch dieses Verhalten treibt oft merkwürdige Blüten und wird bald zum Problem in ihrer Beziehung und bei der Konferenz.

Was wollen wir wirklich und welche Bedürfnisse und Wünsche versagen wir uns durch Zurückhaltung und Selbstkontrolle? Dieses Thema steht im Zentrum von «The Hypnosis», als sich die schüchterne, kompromissbereite Vera (Asta Kamma August) mit einem Schlag selbst befreit. Ihr grenzüberschreitendes Verhalten zeigt nicht nur die Sinnlosigkeit vieler Etikette und gesellschaftlicher Systeme auf, sondern regt auch zum Nachdenken über das eigene Handeln und eigene unsichtbare Barrieren an.

In diese Thematik webt «The Hypnosis» ausserdem das Thema Sexismus ein, wenn André (Herbert Nordrum) bei der Vorbereitung der Konferenz beispielsweise Veras Einwände übergeht oder den weit grösseren Redeanteil bei der Präsentation hat. Der Fakt, dass es sich bei der App um ein Tool für Frauen handelt, macht diese Dynamik noch deutlicher. Als Veras Verhalten immer unberechenbarer wird, ist es André, der mit ihrer Selbstermächtigung Probleme hat, sie zurück in alte Muster zwingen will und schliesslich vollständig die Kontrolle an sich reissen will.

Etwas entgegen dieses thematischen Schwerpunktes richtet sich der Fokus von Ernst De Geers Spielfilmdebüt jedoch über weite Strecken auf den männlichen Protagonisten. Das ist insofern etwas schade, als dass «The Hypnosis» damit dieselben sexistischen Stereotype bedient, die der Film verhandeln will. Etwas wohlwollender betrachtet, ist allerdings die Beobachtung von Veras Umfeld und dessen Umgang mit ihrem neuen Verhalten spannend. Insgesamt hätte der Film allerdings noch sehr viel mehr in die Vollen gehen, mutiger und kontroverser sein müssen, um über die gesamte Laufzeit zu unterhalten.

18.03.2024

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