Le Grand chariot Frankreich, Schweiz 2023 – 95min.
Filmkritik
Die Qualen einer Puppenspielerfamilie
Philippe Garrel, eine bedeutende Persönlichkeit der französischen Filmlandschaft, kehrt nach «Le Sel des larmes» im Jahr 2020 zur Berlinale zurück und präsentiert im Wettbewerb seine Familienchronik «Le Grand chariot».
Für Louis (Louis Garrel), Martha (Esther Garrel) und Léna (Léna Garrel) ist das Puppenspiel eine Familienangelegenheit. Unter der Leitung ihres Vaters (Aurélien Recoing), dem Besitzer eines bescheidenen Pariser Theaters, inszenieren sie Aufführungen für ein junges Publikum. Doch als der Patriarch stirbt, ist das Schicksal der kleinen Truppe ungewiss.
Philippe Garrel hat schon immer gerne seine engsten Vertrauten in den Mittelpunkt gestellt. Seine Frau, seine Eltern, seine Kinder, seine Freunde: Sie alle sind vor die Kamera des Meisters getreten. In «Le Grand chariot» ändert er seine Gewohnheiten nicht und lässt seine drei Kinder auf der Leinwand agieren: Louis, Esther und Léna Garrel. Und welche Rollen wären besser geeignet als die von Geschwistern? Auch wenn die Parallelen zur Realität klar sind, unterstreicht der Regisseur den fiktionalen Charakter des Werks, indem er die Familie in die faszinierende Welt der Marionetten versetzt.
Louis Garrel hat es seit seinen ersten Schritten vor der Kamera geschafft, sich einen festen Platz im frankophonen und internationalen Kino zu erobern. Dennoch wird seine Leistung in «Le Grand chariot» keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. So gibt er 95 Minuten lang fade und unpersönliche Repliken in einem schrecklich tristen Tonfall von sich, wobei ihm die mühsam gekünstelten Dialoge nur wenig helfen. Zum Glück ist seine Schwester Léna da, um den Film durch ihre blosse Anwesenheit ein wenig aufzuhellen.
Die Handlung ermüdet sowohl durch ihre Langsamkeit als auch durch die unvernünftigen Entscheidungen, die die Figuren treffen. Der Film ist eine Geschichte in der Geschichte, die Spiegelung ist offensichtlich. Die Protagonisten, die von einer Stimme aus dem Off eingeführt werden, werden wie ihre Marionetten zu Figuren in Philippe Garrels kurioser Orchestrierung. Das Anliegen bleibt fraglich und die Idee, die ungeschickt umgesetzt wurde, wirkt oberflächlich. Das Ergebnis ist ein prätentiöses und langweiliges Werk, das höchstens für schlaflose Nächte taugt.
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