CH.FILM

Le Théorème de Marguerite Frankreich, Schweiz 2023 – 100min.

Filmkritik

Im schwindelerregenden Sog von Formeln und Zahlen

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Eine kurz vor Studienabschluss von ihrem Doktorvater im Stich gelassene Studentin kämpft sich in die wissenschaftliche Elite zurück. Ein packendes Drama, dessen auf Wandtafeln und Wände geschriebene Formeln sich den meisten Zuschauenden wohl eher nicht erschliessen. Hauptdarstellerin Ella Rumpf aber spielt sich intensiv in den Mittelpunkt.

Marguerite ist seit ihrer Kindheit von Zahlen fasziniert. Sie studiert in Paris Mathematik und die Stelle als Wissenschaftlerin an der Seite ihres Doktorvaters scheint ihr gewiss. Doch dann wird sie bei der Vorstellung ihrer Dissertation von ihrem stärksten Konkurrenten mit einem Fehler darin konfrontiert. Sie flieht vom Campus und taucht ein in die Halbwelt von Paris, wo sie zwischen Bars und Discos in illegal betriebenen Spiellokalen ihre Leidenschaft für Mahjong entdeckt.

Die endlosen Zahlenreihen und Formeln, die in Anna Novians Film erst auf Wandtafeln, später auch an Zimmerwände gekritzelt werden, dürften sich dem Publikum grösstenteils kaum erschliessen. Auch das Theorem von Szemerédi, an dessen Beweis sich Marguerite die Zähne ausbeisst, dürfte diesem zum Schluss des Films kaum verständlicher sein als zu Beginn.

Doch das ist nicht weiter störend. Denn in «Le théorème de Marguerite» geht es weniger um Mathematik, als um die Frage, ob und wie eine hochbegabte, aber schüchterne junge Frau in der männlich dominierten Welt der Naturwissenschaften erfolgreich sein kann..

Die schweizerisch-französische Schauspielerin Ella Rumpf, hat bereits in Filmen wie «Tiger Girl» und «Soul of a Beast» ein Talent für eigenwillige Frauenfiguren bewiesen. Marguerite spielt sie nun mit feinem Gespür für Zwischentöne und beeindruckend stark – diese hochbegabte Frau, die im breiten Spektrum zwischen Genie und Sozialphobie schliesslich zu sich, ihrer Leidenschaft und Berufung findet.

11.12.2023

4

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