Naître Svetlana Staline Frankreich, Schweiz 2023 – 80min.
Filmkritik
Die bewegende Geschichte von Stalins Tochter
In «Naître Svetlana Staline» widmet sich der Schweizer Filmemacher Gabriel Tejedor der Geschichte über Josef Stalins Tochter auf einfühlsame Art und Weise. Ein eindringliches Portrait über die Folgen eines schweren Erbes.
Als Tochter von Josef Stalin und Nadeschda Allilujewa wächst Swetlana (geb. 1926) in komplizierten Lebensumständen auf. Die Menschen bewundern sie, doch insgeheim hegen sie grosse Ängste vor ihr. Alles intensiviert sich 1953, als Stalin stirbt. Nachdem sie in den Fokus von hochrangigen politischen Akteur:innen gerät, flieht sie im Jahr 1967 in die amerikanische Botschaft in Neu-Delhi und beantragt Asyl. Sie landet zuerst in der Westschweiz, wo sie von dem US-Präsident Lyndon Johnson versteckt wird, und schlussendlich in den USA, wo ihr auch kein Glück vergönnt ist.
Wenn uns die Geschichte etwas gelehrt hat, dann wohl Folgendes: Die Wahrheit kommt früher oder später immer ans Licht. Sie ist auch im Falle Josef Stalins ans Licht gekommen, die in «Naître Svetlana Staline» minutiös aufgearbeitet wird, sowohl auf Mikro-, Meso- und Makroebene. Kurz erklärt: Auf der Mikroebene liegt der Fokus auf dem einzelnen Individuum, während auf der Mesoebene Institutionen und auf der Makroebene ganze gesellschaftliche Systeme im Mittelpunkt stehen.
Viel zu einfach wäre es wohl gewesen, nur auf die Mikroebene, also Svetlana als Individuum, zu blicken. Sicherlich steht und fällt alles mit der Person hinter der Tochter Stalins und doch gibt es weitaus mehr zu erzählen, politisch wie ideologisch. Besonders spannend sind dabei die Umstände, die dafür gesorgt haben, dass sie in der Schweiz landete und was das wiederum für Implikationen für beide Supermächte der damaligen Zeit bedeutete. Weder zu trocken, noch zu politisch versiert, entpuppt sich «Naître Svetlana Staline» als eine gelungene Dokumentation über ein bisher unterschätztes Kapitel aus dem Kalten Krieg.
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