One for the Road Deutschland 2020 – 115min.
Filmkritik
«Ich trinke, um zu vergessen, dass ich trinke»
«One for the Road» ist die perfekte Mixtur aus Komödie und Drama, geht es doch um einen Mann, der ein nach aussen hin aufregendes Leben führt, aber lange nicht erkennt, dass er ein Alkoholproblem hat. Der Wechsel vom Komischen zum Tragischen ist exzellent eingefangen.
Mark ist Mitte 30, hat einen guten Job als Bauleiter, ist beliebt, hat gute Freunde und er trinkt gerne. Wenn er mal anfängt, hört er nicht mehr auf, und in letzter Zeit fängt er immer häufiger an, wie sein bester Freund ihm sagt. Da er just auch wegen Alkohol am Steuer den Führerschein verloren hat, lässt er sich auf eine Wette ein: Er wird nichts mehr trinken oder die Ferienhütte seines Kumpels völlig renovieren. Aber das ist leichter gesagt, als getan. Die Tage vergehen, der Druck, zum Alkohol zu greifen, wächst an. Aber das hat ihm auch schon Helena prophezeit, eine Grundschullehrerin, die ebenfalls an dem MPU-Vorbereitungskurs teilnimmt.
«One for the Road» ist der neue Film von Regisseur Markus Goller und Autor Oliver Ziegenbalg, die zusammen schon «25 km/h» gemacht haben. Wie dort verstehen sie es auch bei «One for the Road», das Komische mit dem Tragischen zu kombinieren. Ihre Figuren sind ausgesprochen lebensnah – wer kennt nicht einen Mark, der sein Leben am liebsten vom Alkohol benebelt verbringt?
Das ist die Stärke des Films – dass er einerseits Figuren und Situationen entwickelt, die dem Publikum bekannt sind, andererseits sehr clever den Einstieg in den Film ermöglicht. Denn zuerst ist er eine reine Komödie – es ist schlichtweg lustig, dem von Frederick Lau gespielten Mark bei seinem wilden Treiben zuzusehen. Aber je länger der Film dauert, desto mehr gleitet er ins Dramatische ab, ohne den Humor ganz aus den Augen zu lassen. Weil in der Tragik oftmals auch ein bisschen Komik zu finden ist. So auch hier, wobei «One for the Road» dann sehr viel intensiver wird. Weil Mark nach und nach etwas verliert und weil er erkennen muss, was er wirklich ist.
Sehr schön ist auch das Zusammenspiel mit Nora Tschirner, der das Drehbuch einige herrlich lakonische Kommentare zuschanzt. Es ist dabei erfrischend, dass die beiden Hauptfiguren nicht im Bett landen – oder zumindest nicht so, wie es zu erwarten ist. Vielmehr sind sie füreinander Saufkumpane und gelegentliche Entwöhnungshelfer, bis das Schicksal zuschlägt. Das Ende des Films mag einen Tick zu versöhnlich, zu glückselig für die Hauptfigur sein, aber schön ist es trotzdem.
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