CH.FILM

Riverboom Schweiz 2023 – 99min.

Filmkritik

Abenteuer-Roadtrip trifft auf Kriegsjournalismus

Michael Gasch
Filmkritik: Michael Gasch

«Riverboom» springt mehr als 20 Jahre in die Vergangenheit und rollt die Geschichte rund um 9/11 und die Folgen auf, die sich für Afghanistan ergeben. Mit von der Partie ist ein arbeitstüchtiger Journalist, ein Fotograf und ein Schweizer Typograf.

2002 in Südafghanistan, weltweit gibt es zu dieser Zeit wohl kein gefährlicheres Gebiet auf Erden. Paolo Woods, Serge Moralist und Claude Baechtold hält dies nicht davon ab, genau diesen Ort aufzusuchen, um die Geschichte festzuhalten. Auf ihrem Weg durch Wüsten, Minenfelder und kulturellen Epizentren werden sie mit Warlords und bis an die Fersen bewaffnete Gruppen konfrontiert. Nachdem der Trip endet, gehen die Aufnahmen verloren. Erst 20 Jahre später werden sie wieder aufgefunden und sind nun bereit für das Kino.

Erst vor wenigen Monaten lief der Blockbuster «Civil War» in den Kinos, bald steht das Biopic «Lee - Die Fotografin» an. Kriegsjournalismus weist viele unterschiedliche Gesichter und Facetten auf, die Dokumentation «Riverboom» bietet einen weiteren Blickwinkel. Zwischen Mohn- und Cannabisplantagen, Häuserruinen und den wichtigsten Städten in Afghanistan wird eine Geschichte festgehalten, die mehr als nur Krieg und die so genannte Pax Americana umfasst.

20 Jahre sind nun ins Land gegangen und zurecht liesse sich die Frage stellen: Ist das nicht alles schon Geschichte? Das dreiköpfige Team zeigt mit eindringlichem Videomaterial, aber auch genügend Platz für Humor, dass dem nicht so ist. Lehrreich ist besonders der Bezug zum Begriff “Krisenherd”. Was genau lässt sich darunter verstehen und wo findet man ihn, wenn man unmittelbar vor Ort ist? Wenn es einen Film gibt, der mit Antworten auf diese Fragen dienen kann, dann definitiv «Riverboom». Abgerundet wird all das durch schwarzhumorige Erkenntnisse: «In Afghanistan traut man eher dem Reisenden als dem eigenen Nachbarn – das Gegenteil zur Schweiz.»

09.09.2024

3.5

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Kommentare

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Loredana.De Rinaldis

vor 6 Monaten

So wahrheitsgetreu und simpel aufgesetzt, dass es jedem, der am Solothurner Auftakt, im Kinosessel sass, von Kopf bis Fuss inklusive Gänsehaut bereitete und die Haare eine Sieges-Welle machten.
Unglaublich nah. Und wahr.


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