Sidonie au Japon Frankreich, Deutschland, Japan, Schweiz 2023 – 90min.
Filmkritik
Kirschblüten und verlorene Liebe
Anlässlich der Veröffentlichung ihres ersten Spielfilms «Belleville Tokyo» liess sich die Regisseurin Elise Girard von ihrem Besuch in Japan inspirieren und verfasste mit «Sidonie au Japon» eine langsame Reflexion über Trauer und Neuanfang. Während der Film ein angenehmes Gefühl der Hoffnung vermittelt, ist die Verzweiflung leider nie weit entfernt.
Sidonie (Isabelle Hupert) ist Autorin. Seit dem Tod ihres Mannes in Einsamkeit eingehüllt, erklärt sie sich bereit, an einer Japan-Tournee teilzunehmen, um die Neuauflage ihres allerersten Buches zu feiern. In Begleitung des örtlichen Verlegers, des gewissenhaften Kenzo Mizoguchi (Tsuyoshi Ihara), wird sie mit kulturellen Barrieren konfrontiert, entdeckt die wunderschönen Landschaften der Region und begegnet sogar einem Geist. Langsam beginnt die Beziehung zwischen Sidonie und Kenzo aufzublühen.
Schon in den ersten Sekunden gibt «Sidonie au Japon» die Richtung vor. Zu einer sanften Klaviermelodie wird in einer langen, gleitenden Einstellung eine städtische Landschaft aufmerksam eingefangen. Der Film macht diese Bildsprache zu seinem Markenzeichen und präsentiert begeistert die japanischen Kulissen. Céline Bozons Filmkunst weckt die Neugierde des reisefreudigen Publikums.
Bei dem Versuch, eine gewisse meditative Poesie zu vermitteln, verliert Élise Girard jedoch fast ihr Publikum. Die französisch-japanische Dynamik des Paares Sidonie und Kenzo erinnert zwar zeitweise an den Klassiker «Hiroshima mon amour», doch die oftmals einfältigen Dialoge lassen weitere Vergleiche schnell vergessen. Die Sprachbarriere, mit der Tsuyoshi Ihara konfrontiert ist, erschwert den Dialog zusätzlich.
Der in seinem Heimatland als Superstar gefeierte japanische Schauspieler versucht verzweifelt, die komplexen Beugungen der französischen Sprache mit Natürlichkeit zu formulieren, doch seine roboterhafte Intonation verrät, dass es ihm an Verständnis mangelt. Verborgen unter dem distanzierten und unnahbaren Auftreten seines Charakters, entfaltet er seinen Charme erst viel zu spät im Zuge der aufkeimenden Geschichte mit Sidonie.
In der Hauptrolle bietet die grossartige Isabelle Hupert eine ehrliche, aber im Allgemeinen durchwachsene Darstellung. Während die emotionalen Momente von ihrem Talent profitieren, scheinen die wenigen Konfrontationen zwischen Sidonie und dem verstorbenen Ehemann ihr Schauspiel zu stören. Die Mischung der Genres zu einem Komödien- und Fantasy-Drama mit romantischem Einfluss erschwert die Charakterisierung ihrer Figur.
Der zwar liebenswerte, jedoch fade Humor und die fehlende Chemie zwischen den Protagonist:innen lassen das Publikum schliesslich etwas ernüchtert zurück. Dennoch hinterlässt «Sidonie au Japon» einen hoffnungsvollen Eindruck, der durch die Thematisierung von Trauer und Neuanfang entsteht. Trotz aller Schwächen ein Film mit guten Absichten.
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