The Zone of Interest Polen, Grossbritannien, USA 2023 – 105min.
Filmkritik
Die Banalität des Nazi-Alltags
Der von Jonathan Glazer inszenierte «The Zone of Interest» war der grosse Favorit der Kritiker:innen bei den letzten Filmfestspielen in Cannes. Der Film wurde mit dem Grossen Preis ausgezeichnet, dem wichtigsten Preis nach der Goldenen Palme.
Die Banalität des Grauens. Rudolf Höss (Christian Friedel) ist Kommandant in Auschwitz. Er lebt mit seiner Frau Hedwig (Sandra Hüller, auch die Hauptdarstellerin des Gewinners der Goldenen Palme 2023, «Anatomie d'une chute») und ihren Kindern in einem hübschen Haus mit Garten und akkurat geschnittenem Rasen neben dem Konzentrationslager. Das traumhafte Leben verläuft friedlich zum Lachen der Kinder, die im Pool spielen, zu den Bildern von Snacks in der Sonne, idyllischen Ausflügen zum Fluss, Picknick inmitten von Blumen und Geburtstagsessen. Zwischendurch gibt es eine alltägliche Diskussion, in der es um die Effizienz eines neuen Einäscherungssystems geht.
Neun Jahre nach dem Sciene-Fiction-Drama «Under the Skin», in dem Scarlett Johansson eine Ausserirdische spielte, die Menschen verführt und dann verschwinden lässt, hat der britische Filmemacher Jonathan Glazer den 2014 erschienenen Roman «The Zone of Interest» von Martin Amis frei verfilmt. Indem er die gewöhnlich wirkende Lebenssituation dieser Familie auf emotionslose Weise untersucht, liefert er eine erschütternde Sicht auf die Menschheit.
«The Zone of Interest» wurde in Auschwitz in deutscher Sprache gedreht. Der Film legt besonderen Wert auf die Atmosphäre und weniger auf die sich wiederholende Erzählung. Die minimalistische und klinische Inszenierung steht somit ganz im Dienst der Aussage. Um den kühlen Blick auf die Alltäglichkeit dieser unfassbaren Brutalität noch zu verstärken, arbeitet Glazer mit einer atemberaubenden Tonarbeit, die gleich zu Beginn mit dem Vorspann auf schwarzem Hintergrund beginnt.
Während die Kamera die Mauer zwischen der Villa und dem Lager – die perfekte Grenze zwischen Himmel und Hölle – nie überschreitet, ertönen schreckliche Geräusche: aggressive Befehle, Schreie des Schreckens und des Schmerzes, das Rumpeln der Krematorien. Es ist nichts zu sehen, bis auf den Rauch, der im Hintergrund hinter dem Garten aufsteigt, oder einem Angestellten, der nebenan die Asche wegfegt – aber alles ist zu hören.
Die Figuren werden nie aus der Nähe gefilmt, wodurch man ihre Gesichter kaum kennt. Durch diese bewusste Entscheidung wird das Publikum von jeglichen Gefühlen und möglicher Empathie ausgeschlossen. Es wird keine Menschlichkeit gezeigt, ganz im Gegenteil.
Die Leichtigkeit, wie sich mit der vorherrschenden Situation arrangiert wird, hinterlässt ein beklemmendes Bauchgefühl. «The Zone of Interest» hebt sich ab und ist wahrscheinlich der markanteste Film über den Nationalsozialismus seit László Nemes' «Son of Saul» (2015).
Dein Film-Rating
Kommentare
Ein Film ohne Anfang und ohne Ende.
Ohne Schluss gar?
Eine Spur zu kunstvoll vielleicht.
es gibt Gelände, da hat Kunst nichts zu suchen.
(So etwa endet Dürrenmatts Geschichte "Das Hirn".)
The Zone of Interest kommt wie ein Kunstvoller Experiment Film daher das zutiefst beklemmend ist und sich der Horror des Geschehenes im Kopf abspielt. Obwohl das Movie seine Genialität hat und er auch für 5 Oscars nominiert ist (u.a. für bester internationaler Film und Bester Film) ist das Movie für mich zu abstrakt und zu Kunstvoll geworden. Dafür gibts von Mir 3.1/2 Sterne von 5. Mich hat Stella ein Leben mehr überzeugt oder mehr nachdenklich gemacht.… Mehr anzeigen
Zuletzt geändert vor 8 Monaten
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