Goodbye Julia Ägypten, Frankreich, Deutschland, Saudi-Arabien, Sudan, Schweden 2023 – 120min.

Filmkritik

Schicksalsgefährtinnen in politisch unruhigen Zeiten

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Mohamed Kordofani erzählt vor dem Hintergrund der politischen Unruhen, welche den Sudan in den Jahren vor der Trennung 2011 prägten, eine aufrüttelnde Geschichte von Schuld und Vergebung. Sein feinfühlig aus der Sicht von Frauen erzählter Film wird vom starken Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen Eiman Yousif und Siran Riak getragen.

Khartum, 2005. Ohne zu wissen, wer dieser ist, erschiesst ein aus der Mittelschicht stammender Mann den Vater eines Jungen, den seine Frau angefahren hat. Obwohl seine Frau den Fall klären könnte, schweigt sie, engagiert die ahnungslose Witwe aber als Dienstmagd und nimmt diese mitsamt ihrem Sohn in ihrem Haus auf. Die beiden Frauen kommen sich allmählich näher. Doch als sich die politische Situation im Sudan 2010 zuspitzt, drängt vermeintlich Vergessenes unverhofft wieder ins Bewusstsein.

«Goodbye Julia» ist der erste Spielfilm von Mohamed Kordofani und der erste sudanesische Film, der am Filmfestival von Cannes uraufgeführt wurde. Im Zentrum stehen die aus dem Norden Sudans stammende Mona, die mit einem zur Eifersucht neigenden Muslim verheiratet auf ihre Karriere als Sängerin verzichtet, und die der Unterschicht angehörende Südsudanesin Julia, die christlichen Glaubens ist und mit ihrem kleinen Sohn plötzlich alleine dasteht.

Die beiden hätten normalerweise kaum miteinander zu tun und die an den Filmanfang gestellte Verkettung fataler Ereignisse, welche sie zusammenbringt, wirkt denn auch arg konstruiert. Doch sie bietet Kordofani Gelegenheit darzulegen, worum es ihm geht: Die Darstellung einer gespaltenen Gesellschaft, in welcher Rassismus Alltag ist, Südsudanes:innen als Bürger:innen zweiter Klasse gelten und Frauen systematisch derart stark unterdrückt werden, dass sie bisweilen vielleicht gar keine andere Wahl haben, als zu schweigen oder zu lügen.

21.05.2024

4

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Kommentare

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Crious

vor 5 Monaten

Starke stringente Story bringt den Zuschauer in eine vom Westen vergessene Region, die durch Rassismus, Klassen- und Stammesdenken erschüttert wird. Im Zentrum steht die Geschichte von zwei Frauen und die monumentale Moral von Schuld und Sühne, Lüge und Verzeihung. Geschichte und Rahmenbedingungen sind logisch mit einander verknüpft.Mehr anzeigen


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