A Different Man USA 2024 – 112min.

Filmkritik

Lebensfreude durch Schönheit?

Maria Engler
Filmkritik: Maria Engler

Auf der Suche nach dem perfekten Ich, Liebe und Anerkennung unterzieht sich der Schauspieler Edward einer schwerwiegenden Behandlung. «A Different Man» erzählt wendungsreich und komplex, warum er auch mit perfektem Aussehen nicht glücklich werden kann.

Edward ist Schauspieler und hat eine schwerwiegende Gesichtsdeformation in Form grosser Wucherungen. Als eines Tages eine junge Frau nebenan einzieht, verliebt er sich in sie und die beiden freunden sich an. Weil er glaubt, dass sie sich niemals mit ihm einlassen wird, unterzieht er sich einer experimentellen Behandlung und verändert sein Aussehen drastisch. Doch schon bald muss er erkennen, dass sein Leben nicht so verläuft, wie er es sich gewünscht hat.

«A Different Man» ist ein Projekt des Produktionsstudios A24, das sich in den vergangenen Jahren zum Garant für ungewöhnliches, abseitiges und hochspannendes Kino entwickelt hat. Drehbuch und Regie übernahm der Amerikaner ​​Aaron Schimberg, der sich bereits in anderen Filmprojekten wie «Chained for Life» mit Deformation und Behinderung beschäftigt hat und diese Themen auch hier in den Mittelpunkt stellt. Es ist ausserdem die zweite Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Adam Pearson, der an Neurofibromatose erkrankt ist und den der Regisseur im Film «Under the Skin» entdeckt hatte.

Der Film kreist ausschliesslich um seinen Protagonisten Edward, der meisterhaft von Sebastian Stan dargestellt wird, den Marvel-Fans als Winter Soldier kennen. Hier spielt er gekonnt eine komplexe Art von Doppelrolle, einmal als Mensch mit Gesichtsdeformationen, einmal als geheilter Schönling – doch in keiner Version seiner selbst ist er mit sich im Reinen. Dabei spielt «A Different Man» auch mit der Sympathie des Publikums, wenn er Edward zu Beginn als armen Tropf mit der Sehnsucht nach Liebe, später aber immer mehr als selbstsüchtigen Widerling darstellt. Eine spannende Wendung!

Verpackt unter einer gehörigen Portion Ekel und seltsamen Begegnungen, verbirgt «A Different Man» eine facettenreiche Erzählung über Identität und Glück. Was anfänglich noch Anklänge an «Der Elefantenmensch» mitbringt, wandelt sich bald zu einer vielschichtigen, jedoch überaus bitteren Version von «Synecdoche, New York», wenn sich ein Theaterstück und das Leben von Edward unheilvoll überlagern. Letztendlich ist «A Different Man» aber ein komplexes, spannendes und vor ironischem Witz nur so triefendes Charakterportrait, das seinen ganz eigenen Rhythmus findet.

18.04.2024

4

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