Alter weisser Mann Deutschland 2024 – 114min.

Filmkritik

In der Zwickmühle

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Mit seiner zeitgeistigen Komödie um einen noch gar nicht so alten Deutschen, der ins Visier einer auf Diversity und Political Correctness spezialisierte Expert:innenkommission gerät, versucht Simon Verhoeven am Erfolg von «Willkommen bei den Hartmanns» anzuknüpfen. Das gelingt, trotz sympathischem Jan Josef Liefers in der Hauptrolle, nur bedingt.

Heinz ist um die fünfzig. Er hat eine Frau, drei Kinder, ein Haus. Doch dann vertut er sich beim Aktienkauf. Ausgerechnet jetzt wird die Fernfunk AG, bei der er fürs Marketing zuständig ist, unter die Lupe genommen. Das macht Heinz nervös und so unterläuft ihm ein Patzer nach dem anderen. Als sein Chef ihm schliesslich rät, die Expert:innengruppe bei einem Dinner bei sich zu Hause von seiner Wokeness zu überzeugen, willigt er sofort ein – und setzt sich damit erst recht in die Nesseln.

Infolge Migration und jahrelangem Kampf um die Gleichberechtigung präsentiert sich die westliche Gesellschaft heute so genderdivers und gemischt wie noch nie. Unter die Räder gerät dabei der einst privilegierte “alte weisse Mann”.

Auf diesem Hintergrund entwickelt Simon Verhoeven eine Komödie, die eben erwähnte Themen in zeitweise gegenderter Sprache und Schlagworten wie «Political Correctness» und «Gender-Diversity» aufgreift. Der Film ist insgesamt ziemlich wortwitzig, auch finden sich darin einige komische Momente, in denen sich Hauptdarsteller Jan Josef Liefers charmant wacker zu schlagen versteht.

Doch es findet sich darin auch Peinliches, wie Heinz’ Ausflug nach Berlin, wo er voll von der Rolle gerät. Und beim Nachtessen schliesslich reihen sich, nicht uninteressant, aber plump Plattitüden und Klischees. So ist «Alter weisser Mann» weder Fisch, noch Vogel: keine freche Abrechnung mit dem Zeitgeist, aber auch keine Charakterstudie über einen, bzw. den “alten weissen Mann”.

28.10.2024

3.5

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