Mit einem Tiger schlafen Österreich 2024 – 107min.
Filmkritik
Emotionale Einblicke
Anja Salomonowitz’ Film «Mit einem Tiger schlafen» ist eine Hommage an die österreichische Künstlerin Maria Lassnig. Mit einer Mischung aus Dokumentarfilm, Spielfilm und Thesenfilm erschafft sie ein komplexes Biopic der Künstlerin.
Maria Lassnig zählt zu den bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart. Schon als Kind nahm sie Zeichenunterricht und widmet sich seither der Kunst. Doch nicht immer hatte sie es leicht im Leben. Sie musste sich als Frau in der Männerdomäne Kunst behaupten, hat aber nie aufgegeben. Sie war sich dem Wert ihrer Kunst schon lange vor der Aufmerksamkeit der Kunstwelt bewusst.
Birgit Minichmayr verkörpert Maria Lassnig in «Mit einem Tiger schlafen» in allen Lebenslagen und Altersstufen mit beeindruckendem Schauspiel. Die hybride Erzählstruktur des Films kann aus diesem Grund zwar ab und an für Verwirrung sorgen, jedoch wird vor allem durch die Kleidung, die Umgebung und den Kontext verdeutlicht, in welcher Lebensphase der Film gerade spielt. Die Erzählweise verstärkt jedoch die Losgelöstheit der Gedanken und Emotionen, die den Film bestimmen.
Nachgestellte und dokumentarische Sequenzen, wie Interviews, gehen nahtlos ineinander über. Zwischendurch werden reale Werke der Künstlerin eingeblendet und schaffen damit einen Bezug zu Lassnigs realer Kunst. Die unverkennbare Farbgebung der Bilder Lassnigs findet sich in der im Film getragenen Kleidung wieder.
Lassnigs Kunst konzentriert sich vor allem auf das introspektive Erspüren der eigenen körperlichen Empfindungen, also der Selbstbeobachtung, und deren künstlerischen Ausdruck. Gefühle haben eine tiefere Bedeutung und Tragweite im Leben als materieller Reichtum. Birgit Minichmayr vermittelt dies auf eine einzigartige Weise. «Mit einem Tiger schlafen» ist ein wirklich gelungener Einblick in die Gefühlswelt von Maria Lassnig.
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