Nöldi Forrer Schweiz 2024 – 100min.
Filmkritik
Typisch Nöldi
Der Dokumentarfilm begleitet den ehemaligen Schwingerkönig auf seiner Mission, mehr Schwinger Kränze zu erringen als je einer vor ihm. Alter, Gesundheit und Corona machen ihm aber immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Ein Porträt, das sich mehr auf die sportliche Leistung konzentriert und nur wenig Einblick in die Psyche des charismatischen Sportlers bietet.
Arnold «Nöldi» Forrer ist der Schwingerkönig 2001, ein charismatischer Toggenburger, der im Laufe seiner Karriere weit über 100 Kränze errungen hat. 2016 fasst sich Forrer das Ziel, 150 Kränze zu erreichen, mehr als jeder andere Schwinger. Sechs Jahre begleitete ihn der Dok-Film beim Versuch, sein Ziel zu erreichen, auch wenn sein zunehmendes Alter und gesundheitliche Probleme immer grössere Hindernisse darstellen.
Nöldi Forrer ist eine Schweizer Erfolgsgeschichte. Wie der fiktive Boxer Rocky Balboa kämpft er gegen gesundheitliche Probleme, in seinem Fall sind es Beschwerden in einer von Arthrose geplagten Hüfte, und die Vorurteile der Neinsager:innen, die den Schwinger altersbedingt schon lange abgeschrieben haben. Charmant, witzig und wortgewandt erklärt Nöldi dem Publikum, wie er sein Ziel der 150 Kränze «einfach durchstieren wollte». Sein Trainer Urs Bürgler kann sich auch nicht erklären, weshalb der inzwischen über 40-jährige noch unbedingt «mit dem Kopf durch die Wand will» und seine Gesundheit für eine ominöse Zahl aufs Spiel setze. Das sei halt «typisch Nöldi».
Was so «typisch Nöldi» ist, und warum er jetzt um jeden Preis die 150 Kränze erreichen will, beantworten Autor und Regisseur Alex E. Kleinberger und seine nicht enden wollende Reihe von Schwingerkollegen, SVP-Politikern und ein Blick-Sportreporter, dessen Punkte zum Thema in seinen Zeitungsartikeln wie in einem Hellraumprojektor-Vortrag mit Leuchtstift unterstrichen werden, nie zur Zufriedenheit.
Was «Rocky» zu einem Filmklassiker macht, ist die Beziehung des Sportlers zu seinen Mitmenschen, seiner Familie und seiner Frau Adrian. Abgesehen von einem seiner Brüder nimmt kein Familienmitglied von Nöldi Forrer an diesem Dok-Film teil und Frauen sind darin völlig absent. Weder Mütter, Schwestern, Freundinnen noch Töchter kommen zu Wort. Diese Tatsache mit dem Argument, Schwingen sei halt ein Männersport, zu begründen, hält schon seit 1992 auch nicht mehr stand. Denn damals wurde der Eidgenössische Frauenschwingverband gegründet.
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