Rumours Kanada, Deutschland 2024 – 118min.
Filmkritik
Staatsführende der G7-Länder verlieren sich im Wald
Der Grad an verrückten Filmproduktionen konnte sich auf den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes echt sehen lassen. «Rumours», in dem die Spitzenführung der G7-Staaten ordentlich auf den Arm genommen wird, bildet keine Ausnahme. An surrealen bis hin zu grotesken Bildern mangelt es nicht, der Grad an Verrücktheit ist hoch.
Die Anführer:innen der G7-Staaten kommen im deutschen Dankerode zusammen. Cate Blanchett (Deutschland), Denis Ménochet (Frankreich), Nikki Amuka-Bird (Grossbritannien), Charles Dance (Amerika), Takehiro Hira (Japan) und Rolando Ravello (Italien) müssen Ansätze finden, um die Probleme unserer Zeit in den Griff zu bekommen. Eine provisorische Erklärung soll her, um Lösungsansätze festzuhalten. Der geplante Abend entwickelt sich jedoch alles andere als erwartet. Nachdem sämtliches Personal verschwindet, sind die Führungspersönlichkeiten auf sich gestellt. Eigenartige Geräusche aus dem dunklen Wald sorgen für noch mehr Chaos unter den verängstigten Politiker:innen.
«Wir danken den G7, dass sie den Film nicht produziert haben» beginnt «Rumours», womit direkt ersichtlich ist, was folgen wird. Zynismus wird grossgeschrieben, was sich besonders beim Cast zeigt. Während offensichtlich ist, welche Politikerin von Cate Blanchett referenziert wird, ist es beim Rest etwas weniger deutlich. Genug Material für Stereotypisierung gibt es aber dennoch, womit die Elite konstant in den Abgrund des Lächerlichen gezogen wird.
Politische Unfähigkeit, Unterschätzung von Risiken sowie die Furcht vor Protestlern bestimmen den Abend der siebenköpfigen Gruppe. Neben dem Umstand, dass die Gemeinschaft alles versucht, um sich vor der Arbeit zu drücken, gibt es genug andere Seitenhiebe gegen die Elite, um mit der politischen Entwicklung der letzten Jahre spitzfindig abzurechnen. Von einer eiskalten und ernsthaften Heimzahlung, um platte Politikverdrossenheit auszudrücken, ist «Rumours» jedoch weit entfernt – hier dominieren Zynismus und schwarzer Humor.
Dass sich die Geschichte zum grossen Teil in den Dankeroder Wald verlagert, hält einige narrative Überraschungen bereit. Schwarze Wesen und die ein oder andere Teufelei kreieren fast schon eine märchenhafte Atmosphäre, wie man sie aus Hänsel und Gretel kennt. Mit Pragmatismus kommen die Politiker:innen tatsächlich ganz schön weit, bis sie am Ende ihrer Reise mit einem unerwarteten Twist konfrontiert werden.
Während am Anfang noch die politische Unfähigkeit das Gelächter bestimmt, so gibt es gen Ende hin eine sukzessive Steigerung ins Surreale. Dies reicht vom humoristischen Potential nicht an den Anfang heran, bereitet aber dennoch ein unvergleichliches Filmerlebnis.
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