Shambhala Frankreich, Hongkong, Nepal, Norwegen, Katar, Taiwan, Türkei, USA 2024 – 150min.

Filmkritik

Eine wunderschöne Initiationsreise

Filmkritik: Maxime Maynard

Der nepalesische Regisseur Min Bahadur Bham war mit seinem Spielfilm «Shambhala» unter anderem auf der Piazza Grande in Locarno vertreten, einem betörenden Werk aus dem Herzen des Himalayas.

In einem kleinen Dorf im Himalaya, in dem Polyandrie, also die Ehe einer Frau mit mehreren Männern, praktiziert wird, ist Pema (Thinley Lhamo) mit drei Brüdern verheiratet: Tashi (Tenzing Dalha), Karma (Sonam Topden) und Dawa (Karma Wangyal Gurung). Tashi, der mehrere Monate lang für einen Handelsaustausch unterwegs war, kehrt nicht mit seinen Reisegefährten ins Dorf zurück. Niemand weiss, wo er ist. Als ein verleumderisches Gerücht Pemas Ruf schädigt, beschliesst sie, selbst nach ihm zu suchen, um ihm die Wahrheit zu erzählen und ihre Ehre reinzuwaschen.

Mit gerade einmal vierzig Jahren ist Min Bahadur Bham zu einer der wichtigsten Figuren in der Filmlandschaft seines Landes geworden. Sein 2015 veröffentlichter Spielfilm «Kalo Pothi», der in die engere Wahl für die 89. Oscarverleihung kam, wurde als erster nepalesischer Film bei den Filmfestspielen in Venedig gezeigt.

Neun Jahre später knüpfte er an seine Erfolge an und präsentierte sein Werk «Shambhala» als Weltpremiere auf der Berlinale im Februar dieses Jahres. Zu diesem Zeitpunkt hatte dies noch kein anderer Film aus seinem Heimatland vor ihm getan. Zwar gewann er nicht den begehrten Goldenen Bären, schaffte es aber, das Publikum zu faszinieren. Ein Publikum, das mit dem Kinostart des Films immer weiter wächst, um sich mit Freude auf eine lange, meditative und kontemplative Reise zu begeben.

In den zweieinhalb Stunden, die der Film dauert, entfaltet sich die Geschichte langsam und zurückhaltend. Min Bahadur Bham, der auch Drehbuchautor ist und unter anderem einen Abschluss in buddhistischer Philosophie hat, weiss, wie man sich Zeit nimmt. Behutsam fesselt er die Blicke und beruhigt die Seelen. Vor der beeindruckenden Kulisse des Himalayas werden sich die Zuschauer:innen schnell dabei ertappen, wie sie über ihr eigenes Leben reflektieren.

Gedreht in der Region des oberen Dolpo, zwischen 4000 und 6000 Metern Höhe, präsentiert «Shambhala» einige der höchstgelegenen Dörfer der Welt. Der Film zeigt die Weite der Natur und die tibetischen Traditionen, die in dieser Region vorherrschen. Traditionen, die eng mit der Geschichte von Pema verbunden sind.

In der Hauptrolle ist Thinley Lhamo schillernd. Ihr Charisma zieht sich durch das gesamte Werk. An ihrer Seite offenbaren Tenzing Dalha, Sonam Topden und Karma Wangyal Gurung jeweils ihr Talent vor der Kamera. Ihre ansprechenden Darbietungen illustrieren die unterschiedlichen Persönlichkeiten der drei mit Pema verheirateten Brüder perfekt. Mit Hilfe der wunderschönen Naturkulissen und des entspannten Erzähltempos gelingt es der Besetzung, das Publikum zu begeistern und «Shambhala» zu einem hypnotisierenden Werk zu machen, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

12.11.2024

4.5

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