Die Frauen des Hauses Wu China, USA 2000 – 116min.

Filmkritik

Wie Willem Dafoe Chinesisch lernte

Filmkritik: Daliah Kohn

Die Verfilmung von Pearl S. Bucks Roman "Pavilion of Women" erzählt die Geschichte der wohlhabenden Frau Wu, die sich im vorrevolutionären China in einen amerikanischen Missionar verliebt. Mehr als ein gänzlich unaktuelles Ost-West-Melodrama kann die US-chinesische Koproduktion trotz Willem Dafoe nicht bieten.

China, 1938: Im feudalen Hause Wu hängt der Haussegen schief. Madame Wu (Luo Yan) hat sich zu ihrem 40. Geburtstag eine Konkubine ausgesucht, die ihrem Gatten (Shek Sau) von nun an zu Diensten sein soll. Das blutjunge Landei (Yi Ding) ist mit den sexuellen Wünschen des Hausherrn überfordert und zeigt mehr Interesse für dessen ältesten Sohn (John Cho). Doch zurück zu Frau Wu: Die hat endlich mehr Zeit, seit sie sich von ihren ehelichen Pflichten zurückgezogen hat und will ihre geistigen Fähigkeiten ausbauen. Dazu stellt sie den amerikanischen Missionar André (Willem Dafoe) an, der in der Stadt ein Waisenhaus leitet. Er soll sie und ihren Sohn über die westliche Lebensweise unterrichten. Die anfänglich intellektuelle Anziehung entfacht schon bald ein Feuer der Leidenschaft. Das kann nicht gut gehen; immerhin ist André Ausländer und Frau Wu eine verheiratete Frau. Ausserdem marschieren gerade japanische Truppen in die Stadt ein, zerstören das Wu'sche Anwesen und massakrieren einen grossen Teil der Bevölkerung.

Gegen Kitsch ist grundsätzlich nichts einzuwenden, und bei einer Story mit melodramatischem Potential auch zu erwarten. Doch kann man anfangs noch in exotischem Dekor schwelgen und sich auf eine altmodische Romanze freuen, begnügt sich Regisseur Ho Yim (für seine Verfilmung von "Kitchen" immerhin für einen Goldenen Bären nominiert) zunehmend mit einer Aneinanderreihung platter Klischees, die gegen Ende in Bilder ausarten, die nur noch in der Rubrik «Propagandakitsch» einzuordnen sind: Herausgeputzte Waisenkinder in Mao-Uniformen, die auf einer saftig grünen Wiese von der (kommunistisch?) geläuterten Frau Wu liebevoll umsorgt werden.

Ursprünglich auf Englisch gedreht (obwohl nicht die Muttersprache der meisten Schauspieler), ist "Die Frauen des Hauses Wu" bei uns in einer schlecht synchronisierten chinesischen Version zu sehen. Dass Willem Dafoe ("Shadow Of The Vampire") perfektes Chinesisch spricht, wirkt für unsere Ohren doch sehr befremdlich. Ein kleiner Lichtblick in der sonst schematischen Figurenzeichnung ist Hauptdarstellerin Luo Yan, die auch als Koproduzentin wirkte, und deren Starqualitäten hin und wieder durch das pompöse Rührstück hindurch schimmern.

18.05.2021

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