Eine junge Mutter (Marilyne Canto) steht in ihrer Küche, als plötzlich Wasser unter der Badezimmertür hervorquillt – ihr neugeborenes Kind liegt in der Wanne. Doch statt dass sie, wie man es erwarten würde, zur Rettung ihres Babys eilt, gerät sie in panische Angst und flüchtet aus ihrer Wohnung.

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Bei einer Nachbarin findet sie Zuflucht und ein offenes Ohr. Während ihr Mann (Patrick Bruel), der zu Hause das Baby und die beiden Söhne von der Mutter verlassen vorfindet, sich hilflos auf die Suche nach seiner Frau macht, quartiert sich diese bei ihrer Nachbarin ein und findet langsam wieder zu sich. Im Versuch, ihre Rollen als Mutter und Ehefrau mit ihren eigenen Bedürfnissen zu vereinbaren, einfach Mensch zu sein, berührt sie, direkt und indirekt, das Leben unterschiedlichster Menschen in ihrem Umfeld.

Mit dokumentarisch wirkender Realitätsnähe und doch seltsam entrückt, beinahe traumwandlerisch, führt die französische Regisseurin Dominique Cabrera in "Le lait de la tendresse humaine" den Zuschauer in den Mikrokosmos einer Kleinstadt in den Bergen. Im Zentrum ihrer Geschichte steht dabei die junge Mutter Christelle. Die Erwartungen ihres Umfelds, real oder eingebildet, drohen sie zu erdrücken und so entzieht sie sich völlig ihrer Realität als Ehefrau und Mutter. Während sie selbst zum Sinn ihres Lebens zurückzufinden versucht, berührt sie das Leben iher Mitmenschen nachhaltig. Der "Wahnsinn", in den Christelle sich flüchtet, vermischt sich mit den Banalitäten des Alltags.

Cabrera tastet sich äusserst behutsam an ihre Figuren heran, als ob sie befürchtet, mit ihrer Kamera die Intimität des Momentes zu zerstören. Doch leider schafft diese Behutsamkeit eine allzu grosse Distanz zu den Menschen, die sie porträtiert. "Le lait de la tendresse humaine" führt ein hervorragendes Schauspielerensemble zusammen, welches den Figuren zwar Leben einhaucht, jedoch ein gewisses Gefühl der Leere nicht auszufüllen vermag.