Nirgendwo in Afrika Deutschland 2001
Filmkritik
Nirgendwo und überall
Die Geschichte der Familie Redlich ist ein Kriegsschicksal der besonderen Art. Vor den Nazis geflüchtet, kämpfen sie um ihre Existenz in Kenia. Regisseurin Caroline Links ("Jenseits der Stille") meisterhafte Inszenierung lädt zum genussvollen Verweilen ein.
Januar 1938. Die Jüdin Jettel Redlich (Juliane Köhler) lebt mit ihrer fünfjährigen Tochter Regina (Lea Kurka, später Karoline Eckertz als zwölfjährige) noch in Deutschland. Ihr Mann Walter (Merab Ninidze), wegen der nationalsozialistischen Regierung ein Anwalt ohne Arbeitserlaubnis, ist bereits nach Kenia gereist, wo er auf einer Farm als Verwalter arbeitet. Seine Frau und Tochter lässt er nachkommen, doch die karge Lebensweise gefällt der vornehmen Jettel überhaupt nicht. In der riesigen, kargen Landschaft fühlt sie sich verloren und kann den Nutzen ihrer Flucht nicht begreifen. Der Emigrant Süsskind (Matthias Habich,"Enemy at the Gates") ist der einzige Ansprechpartner weit und breit. Dem einheimischen Koch Owuor (Sidede Onyulo) teilt Jettel mit, dass er schon deutsch reden müsse, wenn er mit ihr kommunizieren möchte. Auch in ihrer Beziehung mit Walter kommt es zu ersten Spannungen. Einzig die schüchterne Regina fühlt sich von der fremden Umgebung inspiriert und freundet sich schnell mit den einheimischen Menschen an. Besonders Owuor bemüht sich um das Wohlbefinden von Regina und bringt ihr auch seine Sprache bei.
Der Krieg in Europa holt die Familie aber bald in Kenia ein, denn die Kolonialregierung Grossbritanniens lässt die deutschen Auswanderer internieren. Die von den Männern getrennt untergebrachten Frauen bemühen sich um die Freilassung der jüdischen Männer, die wenig Interesse an einer Unterstützung des Vaterlandes haben können. Aus Deutschland erfahren die Redlichs nur wenig über ihre Verwandten und rechnen mit dem Schlimmsten. Walter tritt nach seiner Freilassung und einer kurzen Stelle als Oberverwalter einer Farm in den Dienst der britischen Armee, und Regina wird auf eine britische Schule geschickt. So ist Jettel mit der Betreuung der Farm auf sich alleine gestellt. Der Zusammenhalt der Familie wird noch einmal auf eine harte Probe gestellt, als Walter nach dem Krieg ein Richteramt im zerbombten Deutschland antreten möchte, um seinen Anteil am Wiederaufbau einer Demokratie zu leisten.
Die Produktionsstätte Europa läuft ihrer Konkurrenz aus den USA langsam den Rang ab. Auch Caroline Links Drama muss sich vor den Vorbildern aus Hollywood nicht verstecken. Ganz im Gegenteil. In den letzten Jahren gelang es den grossen Studios aus den USA nämlich nur noch selten, eine packende Geschichte ähnlich überzeugend zu erzählen. Dabei hätte "Nirgendwo in Afrika" schnell zur rührseligen Mitleidsgeschichte verkommen können. Caroline Link hat die Erzählung aber immer bestens im Griff. Der Film konzentriert sich ganz auf die drei Hauptfiguren, die zwar abseits der Weltgeschichte ihr Leben führen, aber dennoch direkt davon betroffen sind. Dabei finden die grossen Schlachten ausserhalb des Bildes statt, da die Handlung fast ausschliesslich im fernen Kenia spielt.
Eine andere Gefahr bestand darin, dem Publikum lediglich eine Touristenansicht Afrikas zu vermitteln, doch auch diese Falle konnten die Filmemacher umgehen. Die deutschen Hauptfiguren sind keinesfalls isolierte Aushängeschilder der Zivilisation inmitten der wunderschönen Wildnis, sondern wurden geschickt in ihre Umgebung integriert. Trotz anfänglichen Berührungsängsten lernt auch die Mutter den respektvollen Umgang mit der Bevölkerung und der Natur kennen, und die Tochter verbindet bald einmal die besten Qualitäten der gegensätzlichen Kulturen in sich. Die Lektionen welche die Familienmitglieder auf dem fremden Kontinent lernen, bilden den Grundstein zum Wiederaufbau ihrer Existenz auf einem zerstörten Kontinent.
Die Handschrift von Caroline Link ist deutlich zu erkennen. Wie schon in "Jenseits der Stille" ist ihre Führung der Schauspieler ausgezeichnet. Besonders die Auswahl der beiden Darstellerinnen von Regina ist ihr geglückt. Die überzeugenden Darsteller sind die Eckpfeiler von "Nirgendwo in Afrika", einer rundum mitreissenden Familiensaga, die Garant für einen unvergesslichen Kinobesuch ist.
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Kommentare
Super Film, der die Nazi-Zeit von der Flüchlings-Perspektive aufgereift. Spannend mitzuverfolgen wie die Hauptdarstellerin sich langsam auf die neue Lebenssituation einlässt und erst später schätzt welches Glück sie hat das Land frühzeitig verlassen zu haben.
Blöd war nur, das dann ein ziemlicher Heuricanne entstand, und ein paar Gören kreischend, blondschöpfig, dämlich das Kino verließen. Der Film ist kein bisschen langweilig. Er ist besser als so mancher Möchtegern Hollywood Afrika Abenteuer Film, und zeigt die ganze Situation sehr realistisch, viel realistischer als man sich das denkt. Ein Thema das wohl noch nie im Kino angesprochen wurde, Juden in Afrika, was mich an Schweine im Weltall erinnert, aus der Muppet Show, die waren auch immer recht cool, und auch das war ein eher seltenes Thema.
Die haben damals mehr als gelitten, und wenn man sich denkt, aus einer Gesellschaft zu kommen wo es einem immer gut ging, wo man Geld und alles hatte, und dann in so einem armen Land zu leben, da kommen einem schon die Grausbirnen hoch. Nur eines haben die REDLICH´s in Deutschland nicht gehabt, diese immens große Freundschaft, Ehrlichkeit und Ehre, die dem Gast entgegengebracht wird. Die Leute dort unten mögen zwar sehr arm sein, haben aber um sehr viel mehr Wertvolleres im Herzen als so mancher Europäer. Der Film erzählt auch sehr sensibel die Lebensweise von einer gut behüteten Familie die dann in Armut leben muß, und um jeden Schilling kämpfen muß. Der Film ist nicht nur einfühlsam inszeniert, sondern auch außergewöhnlich gut unterhaltend, obwohl er überhaupt nicht lustig ist, aber jedes Minütchen gibt es ein neues Bildchen, und alle paar Sekunden gibt es was neues zu entdecken. Anfangs mag der Film vielleicht fade sein, aber gerade diese ruhige Inszenierung, und herrliche Landschaftsaufnahmen, die aber ohne Kitschschmalz sind, lassen den Film zu einem besonderen Juwel werden, wo man eigentlich nicht mit den Augen sondern mit dem Herzen hinsieht.
Der Film ist ein formvollendetes Zelluloidjuwel das wirklich sehr selten zu bewundern war bisher im Kino.
Die ganze Geschichte ist von einem Roman von Stefan Zweig, und die Verfilmung ist hier sicher besser als das Buch. Der Film ist einfach mehr zu empfehlen, und der Regisseurin gebührt eigentlich der Oskar.
89,11 Dreivierzehntel von… Mehr anzeigen
Die Männer landen in einer Kaserne, die Frauen im Nobelhotel Norfolk, in der Nähe von Nairobi, da kein Platz mehr vorhanden ist.
Dort lernt JETTEL und REGINA Frau SADLER kennen, aus Bayern, und deren 8 Jährige Tochter INGE.
Erst so spät in der Gefangenschaft lernt JETTEL erst den Ernst des Lebens kennen, und schafft es mittels Ihres guten Mundwerkes die Männer besuchen zu dürfen. MARTIN erzählt von der Kündigung durch MORRISON und somit gibt es keine Rückkehr aus dem Lager. JETTEL fickt mit einem Lieutnant aus England, und erreicht, weil die Jüdische Gemeinde Ihr eben nicht half, das sie und Ihr Mann entlassen werden und auf die weit entfernte Farm Ol Joro Orok kommen dürfen, wo MARTIN der neue Bwana ist. REGINA die leider mit angesehen hat was Mama da macht ist nicht gerade glücklich und lebt fortan fast das ganze Jahr in einem Englischen Internat
der Nakuruschool, wo sie mehr als viel lernt. Sprachbegabt wie sie ist, kommt sie dort halbwegs gut zurecht, wird halt nur als Außenseiterin behandelt was sie nicht gerade glücklich stimmt, ist aber wieder gut drauf, seit sie auf der Farm ist, und eines Tages kommt Besuch von einem Menschen den alle doch sehr gerne haben und den sie mehr als vermisst haben. REGINA hat zwar einige Deutsche in der Schule, aber dafür ein paar blöde Lehrer, die sie als arm und dämlich abstempeln. Inzwischen 12 Jahre alt, wird sie langsam erwachsen und entdeckt das es im Leben mehr als Bienen und Blumen gibt. Den Rest seht euch im Kino an, er ist jeden Cent wert, der Film.
Ein wahnsinnig guter Film, so könnte man es mit ein paar Silben ausdrücken. Meine Freundin und ich saßen ganz aufgeregt im Kino, nicht nur wegen der anreizenden Musik, sondern auch weil wir die Zuseher beobachteten, die uns beobachteten, als wir gebratene Heuschrecken aßen, wie im Film, was ja als Delikatesse gilt.… Mehr anzeigen
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