The Curse of the Jade Scorpion Deutschland, USA 2001 – 103min.

Filmkritik

Auf der Jagd nach sich selbst

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Nach "Small Time Crooks" dreht sich der neuste Woody Allen Streifen schon wieder um Gaunereien. Allen setzt auf seinen bekannten Wortwitz und mischt ihn mit einer stimmungsvollen Inszenierung im Stil der Vierzigerjahre.

Woody Allen Kenner werden in "The Curse Of The Jade Scorpion" keine radikale Kursänderung erleben. Einmal mehr setzt sich Allen selbst als schusseligen Antihelden in Szene, der trotzdem die Sympathien auf sich versammelt. In Gestalt des Versicherungsdetektivs C.W. Briggs gilt er als absolutes As, wenn es darum geht, gestohlene Gegenstände aufzuspüren und Versicherungbetrüger zu entlarven. In der klassischen Detektivstracht, komplett mit zerknautschtem Hut und schlabbrigem Trenchcoat, wandelt er wie ein kleiner König durch die Büros der Versicherung und schäkert mit jeder erreichbaren Sekretärin, bis er an der ehrgeizigen Betty Ann Fitzgerald (Helen Hunt) anstösst.

Diese ist als Effizienzexpertin daran, den ganzen Laden umzukrempeln und bringt Briggs' chaotische Aktenablage durcheinander. Der Krieg ist programmiert, denn für Briggs spielen Frauen eigentlich nur in seinem Bett eine Rolle, auch wenn man sich Woody Allen als Serienverführer schwer vorstellen kann. Fitzgerald hingegen ist eine selbstbewusste Frau mit Erfolg im Beruf, die Briggs am liebsten wegrationalisieren würde. Was sich hasst, das neckt sich, und so bezieht der Film einen grossen Teil seiner humorvollen Ausstrahlung aus den grosskalibrigen Wortgefechten zwischen Hunt und Allen, die sich in Schlagfertigkeit und Boshaftigkeit in nichts nachstehen.

Das verbale Klingenkreuzen steigert sich in gegenseitige Verdächtigungen, als Briggs in einer Serie von Einbrüchen ermitteln muss, die offensichtlich von einem Insider der Versicherung begangen wurden. Was der Detektiv nicht weiss: Er jagt sich selber. Ein Hypnotiseur hat ihn auf der Bühne in Trance versetzt und kann ihn jetzt per Telefon mit einem Codewort aktivieren und als willenlose Marionette auf Diebestour schicken.

Um diese verschrobene Geschichte baut Allen mit seinem langjährigen Produktionsdesigner Santo Loquasto die Atmosphäre der Vierzigerjahre in New York auf. Neben Mode, Autos und Interieurs trägt vor allem der Jazz-Soundtrack, den Allen aus seiner eigenen Plattensammlung zusammengestellt hat, viel zur Authentizität bei.

Das Ensemble der Schauspieler setzt sich aus Allen-Veteranen wie David Ogden Stiers und Brian Markinson zusammen und wird ergänzt durch Ex-Ghostbuster Dan Aykroyd und Charlize Theron, die als laszive Femme Fatale kaum wieder zu erkennen ist.

"The Curse Of The Jade Scorpion" amüsiert über weite Strecken, auch wenn nichts grundsätzlich Neues geboten wird. Dass aber Woody Allen und Helen Hunt zu guter Letzt doch noch als Liebespaar inszeniert werden, ist schon fast eine Enttäuschung. Die beiden gefallen wesentlich besser, wenn sie sich gegenseitig an die Gurgel springen.

25.05.2021

3

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Kommentare

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lukibuume

vor 22 Jahren

Ein hervorragender Woody Allen


defunk

vor 22 Jahren

Helen Hunt! No comment


Gelöschter Nutzer

vor 22 Jahren

Woody Allen hat es wieder einmal allen gezeigt. Dieser Film sprüht nur so vor Witz und alle Schauspieler zeigen absolute Meisterleistungen. Vor allem Helen Hunt zeigt ihr Talent einmal mehr eindrücklich. Von den Dialog-Kämpfen zwischen Allen und Hunt kann man nicht genug kriegen. Also ins Kino rennen und sich amüsieren.Mehr anzeigen


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