Das Wunder von Bern Deutschland 2003 – 117min.

Filmkritik

Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten

Am 4. Juli 1954 gewann die Deutsche Fussball-Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft in Bern. Sönke Wortmann ("Der bewegte Mann") macht dieses Ereignis zur Rahmengeschichte seines Films und beweist, dass Frauen nicht der natürliche Feind des Fussballs sind.

Der elfjährige Matthias Lubanski (Louis Klamroth) wartet mit Mutter und Geschwister auf die Rückkehr seines Vaters (Peter Lohmeyer) aus der Kriegsgefangenschaft in Russland. Matthias ist Fussballfan und hat im Nationalspieler Helmut Rahn (Sascha Göpel) einen Ersatzvater gefunden. Er verdient sogar etwas nebenbei, indem er die Tasche seines Idols trägt. Rahn ist überzeugt, dass Matthias sein Glücksbringer ist und dass er ohne ihn die wichtigen Spiele nicht gewinnt.

Während sich Rahn mit der Deutschen Fussball-Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft in der Schweiz vorbereitet, kehrt der Vater zurück. Die Jahre in der Gefangenschaft haben ihm stark zugesetzt; er ist mürrisch, aggressiv und erträgt es nicht, dass sein Sohn für den Fussballer schwärmt.

Die Konflikte zwischen Matthias und seinem Vater spielen sich vor dem historischen Hintergrund der Deutschen Nachkriegszeit ab. Die ganze Nation befindet sich in einem lethargischen Zustand. Der verlorene Krieg, Schuldgefühle und wirtschaftliche Schwäche haben grosse Wunden in die Seelen der Menschen gerissen. Die Mütter arbeiten hart, um ihre vaterlos gewordenen Familien durchzuschlagen. Die Kinder spielen Fussball zwischen zerbombten Häusern und den dreckigen Schutthaufen. Mit dem Sieg der Weltmeisterschaft steht das Land plötzlich Kopf. Die Deutschen verfallen einem kollektiven Freudentaumel und stellen ihr Selbstbewusstsein wieder her.

Der Regisseur und Fussballfanatiker Sönke Wortmann erfüllte sich mit "Das Wunder von Bern" einen Bubentraum. Die Idee dazu schlummerte schon seit 15 Jahren in seinem Kopf, aber erst heute wurde die Realisation der zahlreichen Special-Effects möglich. Aufwändig ist der Showdown im Endspiel. Ähnlich wie das Kolloseum in "Gladiator" wurde Das Berner Wankdorf-Stadion im Computer wieder aufgebaut und mit tausenden von digitalen Zuschauern bestückt.

Nicht-Fussball-interessierten Kinobesuchern könnte es ähnlich ergehen, wie der Ehefrau des Sportjournalisten im Film: Sie entwickelt sich vom Muffel zum Fussball-Jihadi. Am Schluss ist es sogar der von ihr losgetretene Sprechchor, der die Deutsche Mannschaft zum Sieg treibt. Damit widerlegt sie die Behauptung des Vorgesetzten ihres Mannes, dass Frauen der natürliche Feind des Fussballs seien.

"Das Wunder von Bern" ist also ein Film für die ganze Familie: Fussball für den Papa, Emotionen für die Mama und digitale Special-Effects für die Kinder. So würdigte das Festival-Publikum in Locarno die Weltpremiere auf der Piazza mit minutenlangem Applaus und dem Publikumspreis. Einziger Wehrmutstropfen: In der letzten Szene wird der Film doch etwas zu sentimental und der sonst so strenge Vater beginnt zu weinen. Einen fröhlicheren Abschluss könnte man sich wünschen.

19.02.2021

4

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Kommentare

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baseline

vor 20 Jahren

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Gelöschter Nutzer

vor 20 Jahren

ein muss für jeden sportfan - toller film!


tuvock

vor 21 Jahren

Anfangs dachte ist, das ist irgendein mystischer Film, und während des Filmes wo ich ein 9000 Teile Puzzle angefangen habe, und 27 Liter Früchtetee verdrückt habe, 3 Bäumchen in Kuba gepflanzt habe, 22 Kg Kartoffeln geschält habe, und meiner Freundin 238 Zungenküsse verabreicht habe, kam ich so langsam drauf das es eigentlich ein Beziehungsfilm ist, der eigentlich ein trübsinniger trauriger Film ist, den man sich an verregneten Sonntagen im Winter ansehen sollte, und vor allem dann wenn man sich für deutsche Geschichte in Essen und Fußball interessiert.

Ansonsten ist alles gut gemacht, alle haben gut gespielt, die Story war ganz nett, mir gefiel er nicht, deshalb nur

60 von 100Mehr anzeigen


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