Agents secrets Frankreich 2004

Filmkritik

Ein Tod wie jeder andere

Filmkritik: Simon Kern

Französischer Agentenfilm mit dem Ehepaar Monica Bellucci und Vincent Cassel um einen Sprengstoffanschlag und seine vertrackten Nachwirkungen. Mit dramaturgischem Understatement und Blick für Kleinarbeit beschert Regisseur Frédéric Schoendoerffer seinem Spionagethriller Klasse und nostalgischen Charme - untergräbt letztlich aber die Sprengkraft seines Filmes.

In einem Genre, das von verstohlenem Geflüster und spektakulären Wendungen nur so strotzt, dem Agentenfilm, sticht der französische Thriller "Agents secrets" merklich heraus. In den ersten zehn Minuten des Filmes wird kein einziges Wort gesprochen, und bis der erste Schuss fällt, ist über eine Stunde verstrichen. Überhaupt zeichnet sich dieser Film durch eine gewisse Sperrigkeit aus.

Sache ist ein Sprengstoffanschlag, den ein Team französischer Geheimdienstler - darunter die nicht nur zur Tarnung als Paar auftretenden Nadege (Monica Bellucci) und Brisseau (Vincent Cassel) - in Nordafrika verüben soll. Wo manch ein Regisseur nun bereits die Lunte der Dynamitstangen anzünden liesse, wählt der weitgehend unbekannte Frédéric Schoendoerffer eine unspektakulärere, eigensinnigere Variante. Nachgerade minuziös zeichnet er nach, wie das Spionageteam sich nach Marokko begibt und welche Vorbereitungen es leistet. Nadege und Brisseau gehen auch einfach mal zum Abendessen wie ein gewöhnliches Touristenpaar, und vor dem eigentlichen Anschlag unter Wasser wird erst ein Probetauchen abgehalten.

So scheint denn mehr als bloss eine Szene nutzlos, und das Publikum mag darob der Geduld etwas verlustig gehen. Diese scheinbar überflüssigen Episödchen vermitteln letztlich aber einen vergleichsweise authentisch wirkenden Eindruck von alltäglicher spionischer Kleinarbeit. Geradlinig inszeniert, machen sie zudem trotz allfälliger Redundanz nie den Anschein, dass der Film auf der Stelle trete. Ganz kann Frédéric Schoendoerffer von den Schablonen des Genres allerdings nicht lassen, weshalb sich mit der Zeit dennoch ein Intrigenspiel unter Agenten entspinnt. Nicht nur aufgrund der albernen Verkleidungen, derer sich Vincent Cassel dabei bedient, verliert "Agents secrets" in der zweiten Hälfte an Cleverness, bis der Film - plötzlich wieder ganz Understatement - unvermittelt fertig ist.

Was den französischen Spionagestreifen trotz dieser Schwächen weitgehend interessant macht, ist sein fast schon nostalgisch anmutender Mut zu Geduld und erzählerischer Schlichtheit. Gerade in diesem Genre stellt dies eine angenehme Ausnahme dar.

27.05.2004

3.5

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Kommentare

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selesh

vor 20 Jahren

Spannungslos, enttäuschendes Ende


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