Congo River - Beyond Darkness Belgien, Finnland, Frankreich 2005 – 121min.

Filmkritik

Wenn das Licht die Dunkelheit durchbricht

Filmkritik: Dominique Zahnd

Eine packende Reise von der Mündung bis zur Quelle des Kongos, dem grössten Flussgebiet der Welt. Die Dokumentation fängt in eindrücklichen Bildern das Leben auf und neben dem Wasser ein.

Leben auf dem Fluss, auf einer schwimmenden Insel - das tun die Protagonisten dieses interessanten Dok-Films. Einem Dorf auf dem Wasser gleich sind die vier Barkassen, die von einem Schleppkahn geschoben werden: Frauen bereiten über offenen Feuerstellen das Essen zu, und Kinder tollen hin und her unter improvisierten Zelten. Männer feilschen um Affen und Leguane, währenddessen rennen gackernde Hühner und grunzende Schweine um sie herum. Familienidylle mal anders.

Mit 4374 Kilometern ist der Kongo der zweitlängste Fluss Afrikas. Für die Demokratische Republik Kongo ist er Lebensader und Hauptverkehrsweg - das Herz der Region. Der belgische Dokumentarfilmer Thierry Michel ist dem «Congo River» gefolgt, von der Mündung zurück zur Quelle, und führt den Zuschauer mitten in die Dunkelheit hinein, tief in eine Welt voller Abgründe.

Man lernt die jahrhundertealte Mythologie des Flusses kennen und begegnet den legendären Gestalten, die im Herzen Afrikas Geschichte geschrieben haben: Forschern wie David Livingstone (1813 - 1873) und Sir Henry Morton Stanley (1841 - 1904), den Königen der Kolonialzeit, Leopold II. und Baudouin I., sowie den afrikanischen Führern Lumumba, Mobutu und Kabila aus der Zeit der Unabhängigkeit.

Wie der Untertitel mit «Beyond Darkness» vermitteln will, beleuchtet die Kamera auch die finsteren Seiten des Kongos: Da sind Kinder, die in Steinbrüchen nach Kobalt graben, im Bürgerkrieg vergewaltigte Frauen, Menschen, die an der Schlafkrankheit leiden - und sterben. Überhaupt: Es wird hier viel gestorben.

Der Regisseur spiegelt auch Bilder aus dem Jetzt mit solchen aus der Vergangenheit. Dabei fällt auf, dass die Zeit manchmal stillzustehen scheint. Die flimmernden Aufnahmen aus der belgischen Kolonialzeit muten wie aus der Gegenwart an. «Das ist alles, was uns die Belgier hinterlassen haben», sagt dann auch mal treffend ein Flusskommissar und wedelt mit den Schifffahrtsrichtlinien, die noch aus der Kolonialzeit stammen.

Doch was der Film dem Zuschauer vorführt, zielt nicht nur auf Betroffenheit ab. Das Dunkle weicht dem Licht. Als Gegenpol gibt es auch die erschlagende Schönheit der Landschaft. Und Menschen, die alles geben, sich abrackern, für ihre Zukunft und die Zukunft ihres Landes: Bautrupps zum Beispiel, die mit blossen Händen versuchen, die Eisenbahnstrecke wieder befahrbar zu machen. Ärzte, die helfen, wo alles hoffnungslos scheint. Und ein Bischof, der einen unerschütterlichen Glauben hat.

«Congo River» fiel bereits äusserst positiv an der Berlinale auf. Kein Wunder: Er ist ansprechend gemacht und spannend erzählt.

21.12.2020

4

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Kommentare

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geraldinho1994

vor 17 Jahren

Ich find es nicht colll....


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