Jarhead Deutschland, USA 2005 – 123min.

Filmkritik

Warten auf den Krieg

Filmkritik: Dominique Zahnd

Der neue Film von «American Beauty»-Regisseur Sam Mendes gehört ganz klar in die Kategorie «Kriegsfilme». «Schon wieder einer?» mag der eine oder andere nun stöhnen. Immerhin ist dieser hier nicht allzu blutrünstig, wenn man Genre-Klassiker wie «Apocalypse Now» oder «Full Metal Jacket» zum Vergleich nimmt.

Doch fangen wir ganz vorne an - beim Titel des Films: «Jarhead» ist ein militärischer Ausdruck für einen Soldaten des US-amerikanischen Marine-Corps. Der Begriff rührt von den Frisuren der Soldaten her - auf der Seite kurz, oben etwas länger -, und das sieht halt irgendwie ein bisschen wie ein Krug (in Englisch «jar») aus.

Einer dieser Soldaten steht im Mittelpunkt dieser Story. Sein Name ist Swoff (Jake Gyllenhaal): Er verwandelt sich vom etwas verträumten, belesenen Jüngelchen in einen hartgesottenen Marines-Scharfschützen. Zusammen mit seinen Kumpels sitzt er von 1990 bis 1991 in der Wüste Saudi Arabiens und wartet darauf, den Irak anzugreifen. Doch der Krieg hat's nicht eilig.

Schüsse fallen zwar ab und zu - aber nur im Training, Action gibt es gerade mal während dem truppeninternen Rugbyspiel. Regisseur Sam MendesAmerican Beauty») setzt mehr auf konzentrierte Langeweile. Richtig gelesen: Der Film beschäftigt sich in erster Linie mit dem Warten auf den Krieg. Was also in der Wüste tun, wenn sich nichts tut? Die Soldaten hier üben sich im Endlos-Drill, lesen, pflegen ihre Waffen und spielen an sich selber rum. Viel mehr passiert nicht. Aber unterhaltsam ist es trotzdem.

Jake Gyllenhaal (bekannt aus «Donnie Darko» und «The Day after Tomorrow») legt einmal mehr eine klasse Performance hin. Und Oscar-Preisträger Jamie FoxxRay») kommt cool rüber als miesepeteriger Staff Sergeant. Doch das grosse Manko von «Jarhead» bleibt, dass man alles schon in ähnlicher oder identischer Form anderswo gesehen hat. Szenen aus Terrence Malicks Meisterwerk «The Thin Red Line» (1998) finden hier Verwendung und gelegentlich werden auch David O. Russels «Three Kings» (1999) oder Joel Schumachers «Tigerland» (2000) zitiert.

«Jarhead» kann aber gegen die erwähnten Vorgänger nicht bestehen, obwohl er gut gemacht, gut gespielt und stimmig ist. Der Filmschnitt verdient sogar ein Extra-Sternchen. Doch was nützt das alles, wenn einem die Figuren nicht wirklich nahe gehen?

01.06.2021

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 13 Jahren

dehydrating, rehydrating... guter moderne armee film... so wissen wir auch das es diesel toiletten gibt


Gelöschter Nutzer

vor 15 Jahren

Nur wer einen spannenden Kriegsfilm erwartet hat, wird enttäuscht. Es ist eher eine dokumentarische Darstellung der Befindlichkeiten der US Soldaten im Golfkrieg, wobei die Anleihen bei Kubrick, Cinimo und Coppola nicht zu übersehen sind. Am Ende kommen beeindruckende Bilder von brennenden Ölquellen. Einen Großteil der Story kennt man aus den Medien, die damals ausführlich darüber berichteten. Mit viel Wohlwollen kann man den Streifen vielleicht als Anti-Kriegsfilm bezeichnen, denn es wird eigentlich nicht gekämpft, nur die stumpfsinnige Eintönigkeit des Alltags in der Wüste gezeigt. Und dabei mutieren die GIs zu infantilen Bubies, die, wenn sie denn gesund heimkommen, Nobodys sind und bleiben. Wie gut, dass uns am Ende wenigstens Tom Waits musikalisch verwöhnt.Mehr anzeigen


budspencer

vor 18 Jahren

Irgendwie, na ich weiss auch nicht.


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