Königreich der Himmel Deutschland, Marokko, Spanien, Grossbritannien, USA 2005 – 144min.

Filmkritik

Spektakel für den Frieden

Serge Zehnder
Filmkritik: Serge Zehnder

"Gladiator 2" schallt es von überall her. Weit gefehlt sei hier gesagt. Das Team um Ridley Scott mag wohl das gleiche sein wie beim Römerspektakel, doch "Kingdom of Heaven" zeigt dank eines von Idealismus geprägten Drehbuchs ein intelligentes Bild des Mittelalters und schliesst die Religionskriege von einst mit Problemen der Gegenwart kurz.

Kurz nach dem Selbstmord seiner Frau wird der Schmied Balian (Orlando Bloom) von seinem Vater Godfrey Baron von Ibelin (Liam Neeson) aufgesucht, um dessen Erbe als Kreuzritter anzutreten. Balian, selbst des Mordes schuldig, folgt seinem Vater auf die Reise nach Jerusalem, wo er als Beschützer der Stadt in den Dienst des von Lepra zerfressenen Königs Baldwin (ein maskierter und eindrücklicher Edward Norton) gestellt wird. Der Machtkampf um die Stadt ist am brodeln und wird besonders von den ansässigen Tempelrittern geschürt, welche durch ihr Morden schliesslich eine Invasion des muslimischen Herrscher Saladin (Ghassan Massoud) auslösen. Womit Jerusalem damals - nicht anders als heute - zu einer Stätte des Blutvergiessens wird.

Die Epoche ist eine andere, doch die simplen aber effektvollen stilistischen Elemente lassen klar die Handschrift des «Gladiator»-Regisseurs Ridley Scott erkennen. Was bei "Kingdom of Heaven" ohne Zweifel für die nötige Portion Pathos sorgt. Dick aufgetragen, mit überschwänglichen, beinahe ans Lächerliche grenzenden Dialogen führt uns der Regisseur durch seine Version des frühen Mittelalters. William Monahans Drehbuch ist voll naivem Idealismus, wird von Scott und seinen Schauspielern aber mit so viel Intensität vorgetragen, dass es nur sehr kritischen Geistern schwer fallen dürfte, sich der Geschichte hinzugeben.

Orlando Bloom ist zwar nicht der Über-Held im Stile eines Russell Crowe, präsentiert sich dafür als einfacher und unkorrumpierbarer Kämpfer, der letztlich in uns allen stecken könnte. Und auch wenn Scott und Monahan es mit der Liebesgeschichte zwischen Balian und König Baldwins Schwester Sibylla (Eva Green) zuweilen übertreiben, setzen sie sich auf der anderen Hand gekonnt mit der simplen Wahrheit auseinander, dass Religion und Glaube stets zwei verschiedene Dinge sein werden.

Wie historisch korrekt ihre Schilderung des Kampfes um Jerusalem letztlich ist, scheint so nebensächlich wie die abgehobenen Dialoge. "Kingdom of Heaven" ist in seiner einfachen epischen Form ein Plädoyer für Toleranz, eine Kritik an der Absurdität der Glaubenskriege und ein Lobgesang auf den Idealismus, der hier als einzig wahres Mittel gegen Machthunger und Ausbeutung gesehen wird. Scotts Film schürt die Hoffnung, dass eines Tages Muslime, Christen und Juden in Frieden zusammenleben werden. Und für eine kurze Zeit hoffen wir mit.

19.02.2021

4

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Kommentare

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MrsStraciatella

vor 11 Jahren

SPITZE!


snoopy27

vor 17 Jahren


mnela

vor 17 Jahren

Einfach SPITZE!!!! SUPER
Wunderschön und tiefgründiger Film über die verschiedenen Religions-ansichten!!!


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