Abbitte Frankreich, Grossbritannien, USA 2007 – 124min.
Filmkritik
Dichtung und Wahrheit
Ein grosses Buch über die Grausamkeit der Fantasie ist werkgetreu auf die Leinwand übertragen worden: Keira Knightley brilliert in der Rolle eines Opfers von Worten.
Es ist ein ungewöhnlich schwüler Tag, an dem die Familie Tallis auf ihrem schlossähnlichem Gut Gäste empfängt. Der Körper wird träge, die Wahrnehmung scheint verschoben. Nesthäkchen Briony (Saoirse Ronan) aber sitzt an der Schreibmaschine. Ihr erstes Stück hat sie mit ihren 13 Jahren fertiggeschrieben und fiebert der Aufführung am Abend entgegen. Doch es kommt alles anders: Nicht nur wollen sich die Zwillinge, die zu Besuch sind, nicht Brionys Regieanweisungen unterordnen, sie reissen am Abend aus - und die Suche nach ihnen mündet in eine Katastrophe.
Durch ihr Fenster und dann in der Bibliothek war Briony am Nachmittag Zeugin der Annäherungen und Liebesgeständnisse zwischen ihrer Schwester Cecilia (grossartig: Keira Knightley) und Robby, dem Sohn einer Haushälterin (James McAvoy). In Brionys Augen freilich spiegelt sich ein vollkommen anderes Bild: Robby ist ein Sexmonster, aus dessen Armen sie ihre Schwester in letzter Sekunde retten kann. Als am Abend ein Mädchen vergewaltigt wird, ist sich Briony sicher, den Täter erkannt zu haben: Es passt in den Plot, dass Robby ein Mädchen nach dem anderen attackiert. Ihre Aussage bestimmt das Schicksal ihrer Schwester und Robbies: Sie werden getrennt, Robbie muss ins Gefängnis. Der zweite Weltkrieg bricht aus, Kriegsdienst ersetzt den Knast.
Als Erwachsene realisiert Briony, wie ihre Fantasie - eigentlich ihre grösste Stärke - das Leben zweier Menschen zerstört hat, und sie beginnt, schreibend, Abbitte ("Atonement") zu leisten. Diesen so entscheidenden Roman veröffentlicht die mittlerweile weltberühmte Schriftstellerin erst kurz vor ihrem Tod (die alte Briony wird von der immer wieder wunderbaren Vanessa Redgrave verkörpert) - und wartet in einem Fernsehgespräch mit einer letzten Überraschung auf. Vor allem die unerwartete Wendung am Schluss machte Ian McEwans "Atonement" so bemerkenswert.
Es ist gleichzeitig ein Roman voller Leben und ein eigentliches Nachdenken über Literatur. Imagination und Realität vermischen sich: Ein Wort bleibt nicht abstrakt, sondern wird zur Tat. Brionys grosses Talent, ihre Fähigkeit, eine Romanwelt aufs Blatt zu fantasieren, wird zu ihrem Verhängnis - und führt fatalerweise auch zum Unglück anderer Menschen. Joe Wright, der bereits mit "Pride and Prejudice" sein Gespür für Literatur-Verfilmungen bewies, bleibt sehr buchgetreu und schafft es, die von manchen für unfilmbar gehaltenen Realitätsverschiebungen der Vorlage ins Kino zu übertragen. Grossen Beitrag dazu leisten auch die Kamera (Seamus McGarvey), die jeder Epoche eine eigene Tonalität verleiht, und der Soundtrack: Brionys Tippen geht Gewehrsalven gleich in die Musik (Dario Marianelli) über. Schreiben kann hier nie unschuldig sein.
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Kommentare
Absolutes Meisterwerk unter den Literaturverfilmungen -
in allen Belangen großartiges Liebesdrama im 1.Weltkrieg.
Besonders das englische Original geht so richtig unter die Haut. Ein moderner Filmklassiker .
Tolles Buch, das wirklich gut umgesetzt wurde. Grossartige Schauspieler, besonders Saoirse und Vanessa. Der Film geht einem tagelang nicht aus dem Kopf.
Traurig und Gut
Ein Film der mit Bildern spricht, verlangt meistens auch eine gute Handlung. Die zerbrechende Liebensgeschichte endet auf unglücklicher Weise und man beobachtet während des ganzen Filmes, wie es wohl weiter geht.
Der Schluss berührt und bleibt traurig stehen.
Neben dem guten Schauspielpaar überzeugt die vielsagende Story.
Ein guter Film, wobei man "gut" als Erfolg anschauen darf.… Mehr anzeigen
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