Für den unbekannten Hund Deutschland 2007 – 107min.
Filmkritik
Auf der Straße der Verdammnis
Sie gelten als die Rebellen des jungen deutschen Films: jenseits der üblichen Fördergremien und Kinokonventionen tauchten Dominik Reding und Benjamin Reding 2001 mit ihrem mutigen Debüt "Oi! Warning" in die brutale Skinheadszene ab und wurden dafür nicht nur auf Festivals gefeiert, sondern auch mehrmals von Neonazis krankenhausreif geprügelt.
Für den Nachfolger "Für den unbekannten Hund" haben sie sich nun ein weniger gefährliches, aber durchaus ungewöhnliches Milieu ausgesucht und gehen mit reisenden Handwerksgesellen auf Wanderschaft.
Gewalt ist auch dieses Mal Teil der Geschichte. Der junge Betonbauer Bastian (Lukas Steltner) war mit einem Kumpel an einem ausgesprochen sinnlosen Mord beteiligt und stößt auf der Flucht vor den eigenen Skrupeln eher zufällig auf die tippelnden Gesellen in den schwarzen Schlaghosen. Zunächst macht ihm das rastlose und verzichtvolle Leben auf der Straße alles andere als Spaß, aber einige einschneidende Erlebnisse schweißen ihn mit dem Anführer Festus (Sascha Reimann) zusammen und lassen eine ungewöhnliche Freundschaft entstehen. Doch eines Tages kommt ihm seine Vergangenheit in die Quere und eine schockierende Wahrheit ans Licht.
Der Umgang jugendlicher Straftäter mit ihrer Schuld sowie die nach sehr eigenen Regeln funktionierende Welt der wandernden Zunftgesellen sind durchaus reizvolle Themen, aber in den Händen der inszenierenden Zwillinge wird daraus eine allzu verquer konstruierte Geschichte. Der unbedingte Wille zu Radikalität und Provokation ist ihnen immerzu anzumerken. Dass es dann aber vor allem auf das Lecken von nackten Brüsten und Füßen sowie einen Kuss unter Männern hinausläuft, ist eher peinlich.
Auch optisch würde "Für den unbekannten Hund", nach dem Schwarzweiß des Vorgängers, gerne Grenzen sprengen, weswegen manch pittoreske Kulisse (wie etwa ein leerer Indoor-Swimming Pool in einer Hamburger Villa) aus dem Hut gezaubert wird und die Redings zwischendurch immer wieder farbgewaltig durchgestylte Momentaufnahmen einfangen, wie man sie auch in coolen Hochglanzzeitschriften finden könnte. Eine schlüssige Bildsprache, die im Kontext der Geschichte einen Sinn ergeben würde, gewinnen sie daraus allerdings nie.
Was ihren Film aber vor allem immer wieder an die Grenzen der Erträglichkeit bringt, sind seine Schauspieler. Sascha Reimann, der es unter dem Namen Ferris MC zu einigem Ruhm gebracht hat, beweist in seinem Schauspieldebüt - nicht zuletzt Dank seines ungewöhnlichen Gesichts - immerhin eine gewisse Präsenz. Der Rest der (Laien-)Darsteller agiert allerdings derart unbeholfen und hölzern, dass sich die Eindringlichkeit des redingschen Erstlings dieses Mal nicht einmal ansatzweise wiederholen lässt.
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