Superbad USA 2007 – 114min.

Filmkritik

Teenager (17), männlich, suchen ...

Benedikt Eppenberger
Filmkritik: Benedikt Eppenberger

Die Wege der besten Freunde Seth und Evan trennen sich nach High-School-Ende, und es bleibt diese Nacht, um bei einer letzten Party doch noch eine Frau abzufüllen, flachzulegen und so zu verhindern, als Jungfrauen ans College wechseln zu müssen. Wie die zwei im Verbund mit einem dritten Totalversager ihrem vermeintlichen Glück nachjagen, zeigt «Superbad», die schönste, zärtlichste und gleichzeitig dreckmäuligste Komödie des Jahres.

Das letzte High-School-Jahr neigt sich seinem Ende entgegen, und weder Grossmaul Seth (Jonah Hill) noch sein scheuer bester Freund Evan (Michael Cera) haben es geschafft, ein Mädchen ins Bett zu kriegen. Ihre grösste Angst ist deshalb, als Jungfrauen ans College wechseln zu müssen. Eine letzte Chance auf Vollzug bietet sich als Jules (Emma Stone), das coolste Girl der Schule, Seth zu einer Party einlädt und ihn gleichzeitig mit der Aufgabe betraut, für den geplanten Absturz massenhaft Alkohol zu beschaffen.

Für Seth und Evan, die davon überzeugt sind, dass sich Girls nüchtern von Versagern wie ihnen nie zum Geschlechtsverkehr hergeben würden, kommt das Angebot wie ein Himmelsgeschenk. Frauen, so Seth, lassen sich von Geeks nur im absoluten Ausnahmefall begatten. Dann nämlich, wenn Alkohol die Urteilsfähigkeit so vernebelt, dass ihnen Fehler hinsichtlich Partnerwahl unterlaufen. Seth: «Wir könnten dieser Fehler sein.»

Was die beiden zu ihrem Glück jetzt noch brauchen, sind die alkoholischen Getränke. Die aufzutreiben verspricht Mitschüler und Ultra-Nerd Fogell (Christopher Mintz-Plasse), der die Supermarktkassiererin - Alkohol gibt es in den USA erst ab 21 - mittels gefälschter Identitätskarte austricksen will. Als Seth die getürkte ID sieht, weiss er, dass ihnen eine lange Nacht bevorsteht. Fogell versucht tatsächlich, als 25-jähriger hawaiianischer Organspender durchzugehen, der zudem auf den unmöglichen Zuhälternamen McLovin hört.

Was sich auf den ersten Blick wie ein «American Pie»-Klon ausnimmt, erweist sich beim näheren Hinschauen als gelungene Zustandsbeschreibung einer durch sexuellen Überdruck neurotisch gewordenen Teenager-Generation. Ähnlich wie in den vom selben Comedy-Dreamteam verantworteten «Jungfrau (40), männlich, sucht ... » und «Beim ersten Mal» ködern die Macher das Publikum auch hier mit dem Versprechen auf jede Menge Schweinekram. Gleichzeitig sind ihre Helden aber keine simplen Schiessbudenfiguren, sondern Romantiker, die sich verloren in einer irren (Erwachsenen)-Welt voller virtueller Orgasmen unbeholfen nach etwas Wärme und Freundschaft sehnen.

Gefangen in ihrer Cybersex-Obsession verpassen es die «Superbad»-Helden denn auch zu merken, dass die von ihnen zu unerreichbaren Göttinnen stilisierten Mädchen alle längst ihr Herz an sie verloren haben. Bloss aussprechen tuts niemand; zu gross ist die Angst zu scheitern. Diese Hilflosigkeit mutiert zum verbalen Amoklauf, zum ausufernden "Fick & Pimmel"-Talk, wie er in «Superbad» in seltener Vollendung geführt wird. Im Spannungsfeld zwischen Obszönität und naiver Gefühligkeit entfachen die Autoren Seth Rogen und Evan Goldberg ein abgründiges Komikfeuerwerk und sind mit dem Herzen dabei näher bei Jugendbuchklassikern wie «Der Fänger im Roggen» als bei Dödel-Kram à la «High-School-Musical». Kurz: bona fide badass!

17.02.2024

5

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Kommentare

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Mikelking

vor 10 Jahren

Endlich durfte ich bei einer Komödie wieder einmal lachen! Von 100 Komödien sind nur etwa 5 lustig, Super Bad ist so eine. Die Hauptdarsteller sind witzig und auch die Polizisten bringen einen zum lachen. Der Film ist voller Gags und man muss immer wieder über die komischen Unterhaltungen lachen... wie kommt man auf so was? Ich würde mich auf eine Fortsetzung freuen!Mehr anzeigen


Barbarum

vor 12 Jahren

Wundervolle Geschichte über Freundschaft und das Leben als Teenager. Noch selten wurde Herzlichkeit so derb serviert. Wunderbar.


cybercake

vor 16 Jahren

Dieser Film, auf Englisch genossen macht einfach irrsinnig spass! Die Story is aus dem Leben gegriffen und sehr authentisch. Der Unterschied von diesem Movie zu zb. American Pie ist schlicht die Umsetzung. Der Film kommt so gar nicht Mainstream mässig rüber sondern besticht durch ein reales Ambiente. Die 2 Hauptdarsteller sind einfach Brillant!!!
Die kleinen, versteckten Witze hauen einen um!
Der Film hat zudem noch eine interessante Message am Schluss parat, was den ganzen Movie wieder in einem anderen Licht darstellt. Schlicht: Ein Meisterwerk!Mehr anzeigen


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