Knowing Australien, Grossbritannien, USA 2009 – 121min.
Filmkritik
Innergalaktisches Fegefeuer
In einem Protagonistenmix aus lebensmüden Alleinerziehern, Sonneneruptionen und blonden Aliens hetzen Nicolas Cage und Rose Byrne ziemlich unwissend von Katastrophe zu Katastrophe - und grasen dabei gut amerikanisch einige Bibelstellen ab.
Katastrophen sind ästhetisierbar, wohl nicht erst seit Nero auf die Hügel Roms geklettert ist; für Karlheinz Stockhausen war 9/11 bekanntlich das grösste Gesamtkunstwerk aller Zeiten - und ein kleiner Teufel in uns gibt ihm gerne Recht. Immerhin lebt von der medialen Inszenierung der (fernen) Katastrophe die halbe Bildübertragungsindustrie, und Hollywood hat der Katastrophe ein eigenes Genre gewidmet. Was kann man sich da Schöneres vorstellen als die Katastrophe aller Katastrophen?
Ted Myles (Nicolas Cage) lehrt als Professor für Astronomie am MIT. Ockham's Rasiermesser hat den Pfarrerssohn von seinem gläubigen Vater, ein Unglücksfall von seiner Frau getrennt. Geblieben ist ihm einzig der Sohn Caleb (Chandler Canterbury), der eines Tages einen mit Zahlen vollgekritzelten Zettel nach Hause bringt. Das Erstaunliche daran: Die Daten aller Katastrophen der letzten fünfzig Jahre inklusive Anzahl Tote und GPS-Koordinaten sind darauf zu finden. Und das Erstaunlichste: Die Zahlen gehen weiter.
Damit wäre eigentlich das Setting für einen leicht mystisch eingefärbten Katastrophenfilm gegeben: Die geheimnisvolle Checkliste behält recht und es fliegen die Fetzen. Das tun sie auch. Sehr zum Schaden des Films bleibt es jedoch nicht dabei. Alex Proyas vermengt das Genre so üppig mit Versatzstücken aus Familiendrama, Bibelschnulze, Sci-Fi-Streifen und Horrorthriller, dass man vor lauter Begegnungen der einen oder anderen Art weder ein noch aus weiss. Daran kann auch Diana Wayland (Rose Byrne) wenig ändern, die Tocher jenes kleinen Mädchens, das die Liste vor fünfzig Jahren verfasst hat. Mit beträchtlichem Gefühls- und Adrenalinaufwand versuchen die beiden Alleinerzieher ihre Sprösslinge vor den letzten Zahlen der Liste und den blonden Aliens zu bewahren - und gut amerikanisch sind es die Kids, die wirklich wissen, wo's lang geht.
Zu guter Letzt tut uns Alex Proyas den Gefallen und veranstaltet ein kleines Grillfest im galaktischen Sonnenfegefeuer. Dafür lohnt sich der Film. Schade nur, dass die zwei Stunden bis dahin mit all ihrer Endzeit-Mystik, Hundeaugen-Ethik und Arche-Noah-Dramatik so schwer auszuhalten sind.
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