Dschungelkind Deutschland 2010 – 131min.

Filmkritik

Dschungelkind

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Bestseller-Verfilmungen als Erfolgsrezept fürs Kino, das hat längst auch der deutsche Film für sich entdeckt. Mitunter werden dafür sogar keine Kosten und Mühen gescheut, wie nun die auf Sabine Kueglers gleichnamiger autobiografischer Vorlage basierende Adaption von Dschungelkind beweist.

Auf den Spuren der Familie Kuegler also begibt sich Regisseur Roland Suso Richter in den Dschungel von West-Papua. Vater Klaus (Thomas Kretschmann) will als Sprachenforscher dort die Kommunikation der Ureinwohner unter die Lupe nehmen, daher lässt er sich fernab jeder Zivilisation mit seiner Frau (Nadja Uhl) und den drei Kinder am Rande deren Stammes nieder. Wer mit diesem Aufeinanderprallen der Kulturen größere Schwierigkeiten hat, die Eingeborenen oder die zugereisten Westdeutschen, lässt sich gar nicht ohne weiteres sagen.

Während die achtjährige Sabine (Stella Kunkat, als Teenager dann Sina Tkotsch) und ihr kleiner Bruder dem Abenteuer mit Neugier begegnen, ist ihre ältere Schwester nicht selten bockig und Mama Doris als Ärztin besorgt - angesichts der medizinischen Zustände. Überhaupt stellt sich schnell heraus, wie groß die Unterschiede bei Themen wie Tod, Familie oder Partnerschaft auf beiden Seiten sind. Spannungen sind ebenso an der Tagesordnung wie neue Freundschaften, doch ein Krieg mit dem Nachbarstamm sorgt auch für echte Gefahr.

Das Drehbuch und Richters Inszenierung, der seine dramaturgische Erfahrung mit TV-Mehrteilern meist anzumerken ist, interessieren sich vor allem für die Konflikte innerhalb der Familie und die Sicht der naseweisen Sabine. Deswegen ist es ein Segen, dass neben den authentisch anmutenden und mitunter angemessen opulenten Bildern von Kameramann Holly Fink auch die Schauspielleistungen durch die Bank überzeugen, allen voran seitens Uhl und der Kinderdarsteller.

Dennoch muss sich Dschungelkind den Vorwurf gefallen lassen, selten besonders tief unter die Oberfläche zu blicken. Statt um ein echtes Verständnis für die fremde Kultur scheint es in erster Linie immer erst einmal um die Lust an der Exotik zu gehen, während Klaus Kueglers missionarischer Eifer, als weiser weißer Mann den ungezähmten Wilden Vergebung und andere christliche Werte beizubringen, leider kaum je hinterfragt wird.

14.07.2014

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Kommentare

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Chefmeister

vor 13 Jahren

Das Buch wird wohl spannender sein, da man die Story selber mit Bildern ausfüllen kann.


sailor1960

vor 13 Jahren

Hervorragendes gosses Kino,. Sehenswert und unterhaltsam wie auch lehrreich. Super


hayachris

vor 13 Jahren

War sehr überrascht, ein super Film, hätte nicht einmal Hollywood besser hingebracht! Hat mich echt überzeugt!


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