Insidious USA 2010 – 102min.
Filmkritik
Geisterbahnfahrt in Teufels Küche
Regisseur James Wan und Drehbuchautor Leigh Whannell, die Schöpfer von Saw, haben erneut zusammen gespannt und Paranormal Activity-Mastermind Oren Peli als Produzent an Bord geholt. Die Rechnung geht auf: Insidious ist ein im besten Sinne altmodischer Schocker für Fans des intelligenten Psycho-Horrors.
Als Josh Lambert (Patrick Wilson) mit seiner Frau Renai (Rose Byrne) und den drei Kindern ins neue Traumhaus zieht, scheint das Glück der jungen Familie perfekt. Doch kurz danach fällt Sohn Dalton (Ty Simkins) nach einem harmlosen Sturz in einen Koma-ähnlichen Zustand, der die Ärzte vor ein Rätsel stellt. Drei Monate vergehen, und als sich Daltons Zustand nicht ändert, wird er nach Hause verlegt, wo Renai ihn versorgt. Doch mit der Rückkehr des Jungen beginnen sich sonderbare Vorfälle zu häufen, und Renai besteht darauf, umzuziehen. Doch als der Horror im neuen Heim ungeahnte Ausmasse annimmt, dämmert es dem Ehepaar: Nicht das Haus ist vom Bösem besessen, sondern einer seiner Bewohner.
Den Machern stand mit 1.5 Millionen Dollar ein bescheidenes Budget zur Verfügung - erstaunlich wenig, angesichts des Erfolgs der Saw-Reihe und von Paranormal Activity. Zum Vergleich: Saw V schlug mit elf Millionen zu Buche. Doch Wan & Co. beweisen, dass es keinen zweistelligen Millionenbetrag braucht, um einen fast perfekten Mainstream-Horrorfilm zu schaffen. Insidious kommt fast zur Gänze ohne Special Effects aus, und setzt stattdessen auf kontinuierlichen Spannungsaufbau, Atmosphäre, starke Darstelllerleistungen und Schockmomente, die ein integraler Teil der Handlung sind und deshalb nie billig oder kalkuliert wirken. Und dennoch gehören sie zum Furcht einflössendsten, was man in den letzten Jahren im Kino gesehen hat.
Erst als ein Medium (Lyn Shaye) ins Haus kommt und den Dämon und seine Motive erklärt, fällt die Spannung kurzzeitig etwas ab - das Unbekannte verstört bekannterweise mehr als das Evidente. Gadgets werden ausgepackt, paranormale Werte analysiert, das Böse beschworen - das mag nicht so recht zur subtilen Stimmung des Films passen.
Dann aber macht Wan etwas Unerwartetes - und aus der Not des kleinen Budgets eine Tugend: Er führt uns aus dem Blickwinkel von Josh an den physischen Ort, wo der Teufel sein perverses Spiel mit Dalton treibt. Eine Fahrt auf der sprichwörtlichen Geisterbahn, die es den Kostüm- und Maskenbildnern und der Requisite erlauben, aus dem Vollen zu schöpfen. Das ist zwar nicht so furchterregend wie die verstörenden Momente in der ersten Hälfte des Films, aber immer noch unheimlich genug, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Denn Insidious kommt schliesslich von dem Mann, der in Saw die wohl gruseligste Puppe der Filmgeschichte aufs Kinopublikum losgelassen hat.
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