Onkel Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben Frankreich, Deutschland, Niederlande, Spanien, Thailand, Grossbritannien 2010 – 114min.

Filmkritik

Wanderungen zwischen Wirklichkeiten

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Apichatpong Weerasethakuls Cannes-Gewinner aus dem Jahre 2010 kommt jetzt auch in unsere Kinos. Das ist keineswegs selbstverständlich, denn der versponnene und mystische Film aus Thailand bewegt sich fernab von populären Konventionen und gewohntem Erzählkino.

Onkel Boonmee (Thanapat Saisaymar), ein Mann mittleren Alters, weiss nach einem Nierenversagen, dass seine Zeit fast abgelaufen ist. Er sucht Verwandte am Rand des Regenwalds im Nordosten Thailands auf. Merkwürdiges ist zu sehen, Seltsames passiert: Beim Essen taucht seine seit 19 Jahren verstorbene Frau Huay (Natthakam Aphalwonk) auf. Sie bleibt an seiner Seite - neben den Lebenden - und begleitet ihn auf seiner Suche nach Erinnerungen, die gleichzeitig seinen Tod signalisieren. Boonmee und Huay begegnen auch ihrem verschollenen Sohn Tong (Sakda Kaewbuadee), der als Waldgeist mit glühend roten Augen durch das Unterholz schleicht.

Uncle Boonmee Who Can Recall His Past Lives verschmilzt Sinnbilder, erzählt das Märchen einer Prinzessin und löst sich am Ende auf wie ein Wasserfall. Immer wieder taucht ein Ochse auf. Der Zuschauer nimmt Bilder wahr und Impressionen mit, findet keine Lösungen, nur ein Ende, wenn Onkel Boonmee in einer Höhle stirbt. Diese Szene dient gleichzeitig auch als Anfang. Das Lebende und das Vergangene vermischen sich, lösen sich ab. Der Film will nicht erklärt, sondern gesehen werden. Er kann als Spiegelung von Seelenwanderung, Wiedergeburt, Wiederkehr, Vergehen und Erneuern begriffen werden.

Regisseur Apichatpong Weerasethakul hat eigene Erfahrung und Erinnerungen verarbeitet, Gestern und Heute verwoben. Dies ist letztlich ein Film über eine Rückkehr am Ende des Lebens - zu sich selbst. Nicht das Sterben ist sein zentrales Thema, sondern das vergangene und zukünftige Leben. Der Film wirkt sperrig, sprunghaft, vielleicht verschlüsselt, aber er ist jedem auf seine eigene Art und Weise zugänglich.

03.04.2024

4

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Kommentare

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Barbarum

vor 11 Jahren

Ich muss gestehen, ich hab bis jetzt erst die ersten 40 Minuten gesehen, aber bis jetzt hat mich noch selten ein Film derart gelangweilt und desinteressiert, um überhaupt herauszufinden, wie die Geschichte schliesslich endet. Ich weiss also nicht, ob ich ihn je zu Ende schauen werde, aber nur weil ich nicht weiss, wass vielleicht noch gekommen wäre, gibt es von mir einen zweiten Stern. Allfällige spätere Korrekturen meiner Sternenwertung, sind aber durchaus noch möglich.Mehr anzeigen


bolliger2004

vor 13 Jahren

Cannes hin oder her, dieser Film ist keine 4 Sterne wert. Wir sind schon lange aus keinem Film mehr gelaufen, Cineman sei Dank, aber bei Oncle Boonmee waren wir nah dran.


andreasimkino

vor 13 Jahren

Das war für mich einer der schlechtesten Filme, den ich je gesehen habe: Langweilig von erster bis zur letzten Minute, konnte mich nie berühren und die Bildersprache war auch flach (zudem unscharf im Movie Zürich). Ich bin sonst ein Fan vom thailändischen Kino.


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