Freunde mit gewissen Vorzügen USA 2011 – 109min.
Filmkritik
Sex ist gut, aber Liebe ist stärker
Hinter der romantischen Liebeskomödie mit dem langweiligen deutschen Verleihtitel «Freunde mit gewissen Vorzügen» verbirgt sich ein recht amüsantes Yuppie-Techtelmechtel, das freilich vorhersehbar ist. Eine New Yorker Headhunterin und ein Art Director wollen anfangs nur Sex, doch die Liebe können sie nicht ausklammern.
Sie hechelt einem ehrgeizigen Burschen nach, den sie selber von Los Angeles in den Big Apple gelockt hat. Und sie setzt all ihren Charme und ein ein bisschen mehr ein, um ihn (aus beruflichem Ehrgeiz) bei der Stange zu halten. Vorerst für einen Job als Art Director für das Hochglanz-Männermagazin «GQ». Das gibt’s wirklich. Jamie (Mila Kunis) ist nämlich Headhunterin, also moderne Kopfjägerin. Sie hat Dylan (Justin Timberlake) an der Angel. Der soll einen tollen Job in New York antreten, zögert aber noch. Big City-Girl Jamie zeigt ihm Manhattan, setzt auf Lustbetonung, Lifestyle und Sexappeal. Dylan ziert sich, möchte lieber im heimischen LA bleiben. Aber welcher Streber kann New York und sexy Jamie widerstehen, die Lust als Lebenselixier praktiziert. Es setzt ein heftiges Techtelmechtel um die lustbetonte Frage ein, ob man/frau nicht einfach Spass am Sex haben könnte, ohne Liebesgeflüster, Liebesschwüre oder Liebesbekenntnisse.
Nach dem Motto «Was sich neckt, liebt sich» gehen die New Yorkerin und der nette NY-Newcomer Dylan in den Clinch – beruflich wie bettlastig. Aber nur, so versprechen sie einander, um der Lust und des Sexbegehrens willen. Man will wohl Freunde sein, aber kein Liebespaar. Gefühle sollen ausserhalb der Bettlaken bleiben. Das Gefühlskarussell dreht sich freilich unentwegt weiter. Man streitet und streichelt, kratzt und kuschelt, trennt und sehnt sich. Beim Spiel mit dem Feuer sind beide nicht vor Verbrennungen gefeit.
Das ist nett und lustig anzusehen, die heftigen Betteskapaden unter der Decke, die ironischen Anspielungen (etwa auf New York, Lifestyle-Serien und Romantikkomödien), die Liebe zwischen zwei gegensätzlichen Typen, die doch für einander geschaffen sind. Leider ist die Beziehungskiste «Friends With Benefits» von Will Gluck (Regie, Drehbuch, Produktion) recht leicht zu durchschauen. Der Film, der mit allerlei Klamaukszenen «bereichert» wurde, lebt vom Gespann Mila Kunis, die sich schon als Konkurrentin von Natalie Portman in «Black Swan» eine gute Figur machte, und Jungstar Justin Timberlake («Bad Teacher»). Die Funken sprühen, verlöschen aber schnell. Ein paar spritzige Zwischentöne setzen Patricia Clarkson als Jamies exzentrische Mutter und Richard Jenkins als Dylans Vater, der an Alzheimer leidet und ein paar fragwürdige Gags beisteuert. Dann schon lieber Woody Harrelson als homosexueller Sportredaktor.
Das Liebesgeplänkel erinnert stark an Ivan Reitmans Romantikkomödie «No Strings Attached». Glucks umtriebige Freundesübung ist leichtlebig, manchmal ironisch, meistens harmlos und sexy nur in wenigen Undercover-Momenten - amüsant ohne Tiefgang.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung