Hell Deutschland, Schweiz 2011 – 87min.
Filmkritik
Der grelle Wahnsinn
Apokalytisches Gruseln: Tim Fehlbaums Regiedebüt zeigt, wie stark deutsche Nachwuchsfilme sein können.
In dem clever zweideutig betitelten Debütfilm von Tim Fehlbaum hat die Sonne - nur ein paar Jahre in der Zukunft - das Leben auf der Erde zur Hölle gemacht. Unter ihrem gleißenden Licht sind die Pflanzen verdörrt, Tierkadaver säumen die Straßen, Wasser und Lebensmittel sind längst Mangelware. Wer überlebt hat, versteckt sich im Schatten, lebt nach Möglichkeit nachts und tritt nur vermummt und mit Skibrille ans Tageslicht.
In dieser apokalyptischen Klimakatastrophe ist ein altes Auto auf dem Weg ins Gebirge. Am Steuer sitzt Philipp (Lars Eidinger), der dort oben auf bessere Lebensbedingungen hofft. Mit dabei hat er seine Freundin Marie (Hannah Herzsprung) und deren kleine Schwester Leonie (Lisa Vicari). An einer Tankstelle trifft das Trio auf den undurchsichtigen Tom (Stipe Erceg). Man hilft sich gegenseitig und fährt zusammen weiter. Der seltene Anblick eines Vogels am Himmel macht ihnen Mut, doch andere Begegnungen verlaufen weniger positiv. In den verbrannten Wäldern der sich langsam vor ihnen erhebenden Berge wird Leonie von Wegelagerern entführt. Weil Marie das Mädchen nicht aufgeben will, wird die Gruppe auf eine Zerreißprobe gestellt, ohne zu ahnen welche Abgründe der menschlichen Natur ihr noch begegnen werden.
Endzeitthriller sind im Kino keine Seltenheit. Nicht zuletzt deswegen ist es eine Freude zu sehen, wie effektiv und stilsicher Tim Fehlbaum in Hell vorgeht. Der Absolvent der Münchener Hochschule für Film und Fernsehen versteht es meisterlich, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Auf einen gesellschaftskritischen, gar politischen Überbau verzichtet er für seine Geschichte, die er geradlinig und ohne Tempohänger erzählt. Mit sehr wenigen, aber stimmigen Mitteln und einer raffinierten Kamera- und Lichtarbeit zeichnet er das Bild einer trostlosen Zukunft, die im Publikum vom ersten Moment an für Beklemmung sorgt. Beeindruckend sind auch die Schauspieler, allen voran Hannah Herzsprung.
Fehlbaum verliert nie die Spannung aus den Augen, doch auch hier weiß er Maß zu halten. Wenn Marie in der zweiten Filmhälfte auf die Bäuerin Elisabeth (eindringlich: Angela Winkler) trifft und statt der erhofften Rettung erst dem wahren Horror begegnet, hätten das nicht wenige Regisseure für einen Rückzug auf kannibalistisch--blutiges Splatter-Terrain genutzt. Hell dagegen bleibt lieber beim psychologischen Nervenkitzel und treibt den Pulsschlag trotzdem gnadenlos in die Höhe. Es würde (auch angesichts der Tatsache, dass Roland Emmerich zu den Produzenten gehört) nicht wundern, wenn Fehlbaum schon bald in Hollywood Filme machte.
Dein Film-Rating
Kommentare
sehr eindrücklich gefilmte geschichte mit hannah herzsprung die super spielt. genial.
Tödliche Sonne.
Man Mixe die Filme *The Road*&*in 3 Tagen bist Du Tod. 2* zusammen und daraus wird Hell.
Gedreht wurde in Korsika und im Ortsteil Kochlehen das in Deutschland ist.
Fazit: Ich gebe Hell 3. 1/2 Sonnen-Strahlen.
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