A Lady in Paris Belgien, Estland, Frankreich 2012 – 94min.
Filmkritik
Die mürrische Grande Dame
Anne reist nach Paris, um dort die Pflege der alten Frida zu übernehmen. Dort angekommen muss sie feststellen, dass Frida eine verbitterte Frau mit enormen Stimmungsschwankungen ist. Das mit vielen witzigen Momenten garnierte, gefühlvolle Drama besticht durch die hohe Leinwand-Präsenz der beiden Hauptdarstellerinnnen.
Nach dem Tod ihrer Mutter, die sie über Jahre gepflegt hat, nimmt Anne (Laine Mägi) das Angebot eines Altersheims an: Voller Optimismus und Tatendrang reist sie in ihre Traumstadt Paris, um sich dort um die gebrechliche estnische Emigrantin Frida (Jeanne Moreau) zu kümmern. Anne merkt jedoch schnell, dass sie nicht wirklich erwünscht ist. Frida entpuppt sich als mürrische Person mit heftigen Stimmungsschwankungen. Nach einem misslungenen Selbstmordversuch lässt die herrische Patronin ihren Ärger und Frust nun an Anne aus, der es nur mühsam gelingt, sich Frida zu nähern.
A Lady in Paris ist der zweite Film des estnischen Drehbuchautoren und Filmemachers Ilmar Raag, der vor sechs Jahren mit seinem packenden Drama Klass über einen Amoklauf in einer Schule für Furore sorgte. Für die Hauptrolle in seinem neuesten Film konnte er mit Jeanne Moreau die Grande Dame des französischen Kinos gewinnen, die in A Lady in Paris einmal mehr ihre schauspielerische Klasse und hohe Leinwand-Präsenz unter Beweis stellt. Raag gelingt ein sensibel erzähltes und großartig gespieltes Drama über zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und am Ende aber doch voneinander profitieren.
Schon mit seinem Erstling Klass bewies Regisseur Raag sein Talent für anrührendes Erzählkino, das unsentimental und ohne Kitsch und Pathos daherkam. Als ebenso berührend erweist sich nun A Lady in Paris, der zwei völlig verschiedene Frauen in Paris aufeinandertreffen lässt. Da ist zum einen die resolute und selbstbewusste Anne, die die Pflege der alten Frida voller Tatendrang und Optimismus angeht. Auf der anderen Seite steht die in die Jahre gekommene Frida, eine bourgeoise Pariserin aus Estland, die es ihren Mitmenschen mit ihren Stimmungsschwankungen und der grimmigen Art alles andere als leicht macht.
Laine Mägi und Jeanne Moreau liefern brillante darstellerische Leistungen, voller Leidenschaft und Hingabe verschmelzen sie förmlich mit ihren Rollen. Die Präsenz der beiden Hauptdarstellerinnen ist dann auch die große Stärke eines zu jeder Zeit emotionalen Dramas, das Raag aber immer wieder mit heiteren Momenten bestückt. Schon die erste Begegnung zwischen Anne und der regungslos im Bett liegenden, grimmig dreinblickenden Frida, ist voller leisem Humor. Dieser zieht sich durch den Film wie ein roter Faden. Darüber hinaus gefällt A Lady in Paris mit hübschen Bildern und Eindrücken der nächtlichen Pariser Prachtboulevards. Wer also seine Freude an gefühlvollen Dramen mit optischen Schauwerten hat, kann mit diesem Film nicht viel falsch machen.
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