CH.FILM

Trapped Schweiz 2012 – 92min.

Filmkritik

Wie ein Wolf in der Falle

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Zwei Zoologie-Studenten auf der Pirsch im Wald: Was wie eine Pfadi-Expedition aussieht, wird zum persönlichen Horrortrip. Der Zürcher Filmemacher Philippe Weibel hat einen Low-Budget-Film auf Englisch mit erstaunlichem Spannungspotenzial und internationalen Absichten gedreht.

Jeder wilde Wald hat etwas Verwunschenes und Verlockendes an sich, aber natürlich auch Böses. Mit diesen Assoziationen spielt auch Philippe Weibel. Er stellt Trapped ein paar Märchensätze vom Prinzen, einer Prinzessin und einem Wolf voran. Und dann sind wir schon mittendrin. Ein verräterischer Klimper-Sound gaukelt eine harmlose Idylle vor. Doch die beiden Zoologie-Studenten Greg (Oliver Walker) und Michael (David Osmond) wissen es bald besser - und wir mit ihnen. Sie suchen nach Wolfsspuren, und plötzlich taucht ein schönes Mädchen auf. Fee oder Gefahr?

Michael verguckt sich in die Unbekannte, die wie die Unschuld vom Walde erscheint und verschwindet. Er folgt ihr und gerät in eine Wolfsfalle. Partner Greg befreit ihn und ist wütend, denn sein Freund ist verletzt und die Expedition ist gefährdet. Doch es kommt noch schlimmer, die Erscheinung aus dem Wald, heisst Emily (als solche setzt sich Model Sai Bennett schön in Szene) und ist doch sehr sterblich. Sie haust mit ihrem Vater (Adrian Furrer) in einem Wohnwagen. Ist er der böse Wolf?

Kino kann so einfach, schön und rätselhaft sein, ohne dass dafür Millionen rollen müssen. Philippe Weibel, Produzent, Autor und Regisseur in Personalunion, hat Mittel und Wege gefunden, um sein Low-Budget-Drama zu verfilmen - im Bündnerland vor allem, gesprochen wird aber Englisch. Wenige Mittel, aber mit Wirkung: Verglichen etwa mit One Way beweist Trapped viel mehr Phantasie und Format. Raum, Schauspieler und Inszenierung fesseln, auch wenn es eine Weile dauert, bis der Thriller im Wolfsdickicht in Fahrt kommt. Er ist auf seine Weise subtil, dezent grausam wie eine Wolfsfalle und letztlich etwas irre - ohne Schmus und Schmalz.

Das Drama um Freundschaft und Fallen ist auf die beiden Waldgänger ausgerichtet. Ein bisschen mehr Umfeld und "fatale Fee", die zwar eine schöne nackte Erscheinung ist, aber irgendwie keine Seele, keine Persönlichkeit besitzt, hätte man sich schon gewünscht. So bleibt ein Alptraum, der durchaus nachwirkt. Dieser spartanischen Produktion muss man Respekt zollen. Es geht eben auch anders.

30.05.2012

4

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Kommentare

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Crazy.O

vor 12 Jahren

Klasse produktion. Das wechselbad der Gefühle hat spass gemacht...


caminovie

vor 12 Jahren

Sehr gut gemachter und spannender Film!


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