Belle und Sebastian Frankreich 2013 – 97min.

Filmkritik

Treue Gefährten

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Freundschaften zwischen Mensch und Tier gehören zum Standardrepertoire des Kinos, ganz besonders des Familienfilms, liefern sie doch immer wieder berührende Geschichten, die zum Lachen und Weinen anregen. Belle et Sébastien ist da keine Ausnahme, will das Genre in erzählerischer Hinsicht aber auch entscheidend erweitern.

Ein französisches Alpendorf während des Zweiten Weltkriegs: Die Bewohner sind in heller Aufregung, denn ein wilder Hund soll in den Bergen sein Unwesen treiben und immer wieder Schafe reißen. Während die Männer des Ortes Jagd auf die vermeintliche Bestie machen, begegnet der kleine Sébastien (Félix Bossuet) eines Tages einer großen Hündin, deren Vertrauen er schnell gewinnen kann. Er tauft das zahme Tier auf den Namen "Belle" und verbringt fortan viel Zeit mit ihm. Vor seiner Pflegemutter Angélina (Margaux Châtelier) und seinem großväterlichen Freund César (Tchéky Karyo) verheimlicht der Junge jedoch, dass er eine neue Spielkameradin hat. Zu groß ist die Angst, dass man Belle etwas antun könnte.

Basierend auf der beliebten Kinderbuchreihe "Belle et Sébastien" und der gleichnamigen Fernsehserie, entwirft der Abenteurer und Dokumentarfilmer Nicolas Vanier ein bildgewaltiges Alpenpanorama, das von Sébastiens kindlichem Blick dominiert wird. Durch die Augen des kleinen Protagonisten beobachten wir das vertrauensvolle Verhältnis zu der wilden, aber schönen Hündin, die die Männer des Dorfes fälschlicherweise für eine unberechenbare Bestie halten.

Ergänzt wird die liebevolle, aber konventionelle Freundschaftsgeschichte durch die stets präsenten Widrigkeiten der deutschen Besatzung. So erhält Sébastiens Pflegemutter Angélina mehrfach Besuch von einem deutschen Soldaten (Andreas Pietschmann), der sich für sie zu interessieren scheint, gleichzeitig aber auch Fluchtversuche jüdischer Familien in die sichere Schweiz verhindern will. Bezeichnenderweise ist es Angelinas Freund Guillaume (Dimitri Storoge), der immer wieder verfolgte Menschen über geheime Bergpässe aus der Gefahrenzone bringt.

Thematisch ist diese Ausweitung, die sich weder in der Kinderbuchreihe noch in der Fernsehserie findet, sicherlich interessant. Stellenweise könnte sie die jüngeren Zuschauer aber auch irritieren. Und nicht nur das: Mit Fortschreiten der Handlung offenbart sich allmählich eine inhaltliche Überfrachtung, die im letzten Drittel einige unsaubere dramaturgische Volten zur Folge hat. Nichtsdestotrotz sind Éric Guichards atemberaubende Aufnahmen der rauen, aber schönen Alpenlandschaft und das unbekümmerte Spiel von Jungdarsteller Félix Bossuet absolut sehenswert.

18.02.2024

3

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Kommentare

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andre_streit

vor 7 Jahren

unglaublich schöner und berührender Film, phantastische Bilder


wolfy92

vor 10 Jahren

sehr berührend! super Film!


katja.kessler@gmx.cg

vor 10 Jahren

Sehr schöner und rührender Film


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