CH.FILM

Sitting Next to Zoe Schweiz 2013 – 88min.

Filmkritik

Orchidee und Mauerblümchen

Filmkritik: Eduard Ulrich

Zwei 15-jährige Mädchen, beste und einzige Freundinnen, die gegensätzlicher kaum sein könnten, stehen am Scheideweg: Die eine wird das Gymnasium besuchen, die andere soll eine Lehre beginnen. Bleiben also noch einige Ferienwochen, um erste Erfahrungen mit den Jungs zu sammeln, was die Freundschaft strapazieren kann. Das Regiedebut der aus Sarajewo stammenden, aber in Zürich ausgebildeten Ivana Lalovic punktet mit zwei überzeugenden Hauptdarstellerinnen und einer ökonomischen und visuell ansprechenden Inszenierung, verspielt aber zuviel Kredit mit dem disparaten Drehbuch.

Sommerferien, die 15jährige Asal (Lea Bloch) aus einer türkischen Familie wird danach das Gymnasium besuchen, ihre Busenfreundin Zoe (Runa Greiner) möchte in der Modebranche reüssieren, am liebsten in Paris, aber ihre Mutter will, dass sie eine Lehrstelle in Bern sucht. Gegensätze ziehen sich an, könnte das Motto der Beziehung von Asal und Zoe sein, denn die Unterschiede im Wesen und Auftreten der beiden könnten kaum größer sein. Zoe ist frech, ausgelassen, extravertiert und super gestylt, Asal ist - eben einfach das Gegenteil davon.

Asal wünscht sich einen Freund, aber mit der schrillen und unverfrorenen Zoe an der Seite ist es schwierig, passende Kontakte zu knüpfen. Neben Zoe ist sie entweder unsichtbar oder potentielle Freunde schrecken vor der kecken Zoe zurück. Immerhin ist Zoe eine faire Ratgeberin, wenn es ums Aussehen geht oder ein Kontakt geknüpft werden soll. So traut sich Asal schließlich, einen in der Nachbarschaft als Automonteur arbeitenden Jüngling zu einer Bergwanderung einzuladen - zu dritt natürlich.

Das Regiedebut Ivana Lalovics startet schon vor der ersten Szene fulminant mit dem coolen Design der Eröffnungstitel, das sich nahtlos bei der Einrichtung von Zoes Zimmer und ihrer Kleider und Frisur fortsetzt. Auch die beiden Schülerinnen sind sehr gut besetzt. Zoes Mutter (Bettina Stucky) ist schon etwas weniger glücklich besetzt und der Freund der Mutter (Roeland Wiesnekker) ist schon fast eine Fehlbesetzung. Die Nebenrollen kommen in jeder Hinsicht zu kurz.

Dies ist erstaunlich, wurde doch das Drehbuch mit Hilfe eines Stipendiums der Schweizerischen Autorengesellschaft entwickelt. Die Geschichte um zwei von den (ehemaligen) Klassenkameradinnen ausgegrenzte, aber zusammenhaltende Mädchen, wird gegen das Ende noch unnötig und - vor allem - unmotiviert dramatisch aufgebauscht, ist aber schön gefilmt und effizient umgesetzt. Ivana Lalovic beherrscht also ihr Handwerk und würde mit einem guten Drehbuch wahrscheinlich ein gutes Resultat erzielen.

19.02.2024

2

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Kommentare

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nicca23

vor 9 Jahren

Kein grosser Wurf, aber schöne Bilder und frische Gesichter. Der Soundtrack vermag auch zu überzeugen.


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