HalloHallo Norwegen, Schweden 2014 – 97min.
Filmkritik
Mit Herz und Hintern
Krankenschwester Disa hat viel Herz, aber wenig Selbstwertgefühl. Vom Ehemann verlassen, gilt sie in der Familie als Looserin. Eines Tages nimmt sie selber ihr Leben in die Hand und wehrt sich. Maria Blom hat einen beherzten Film gedreht, der Mut und gute Laune macht.
Disa rutscht auch mal auf dem Hintern eine Skisprungschanze runter. Sie lebt im schwedischen Falun – kein unbekannter Ort unter Skisportexperten. Hier fanden die Nordischen Skiweltmeisterschaften 1954, 1974, 1993 und 2015 statt. Die Krankenpflegerin Disa besitzt keine Modellfigur, aber viel Herz. Die Mutter zweier Töchter ist schüchtern und gilt in der Familie als Looserin. Sie kommt mit den Kindern nicht klar. Vom Ehemann wegen einer Jüngeren sitzengelassen, von der Chefin und eigenen Mutter runtergemacht, vereinsamt die Frau mit wenig Selbstwertgefühl. Sie wagt nicht einmal Hallo zu sagen und murmelt lieber «Hallå, Hallå».
Disa sucht ihr «Heil» beim Krav Maga, einem israelischen Selbstverteidigungssystem, das auf Schlag- und Tritttechniken basiert. Sie lernt, sich physisch zu wehren. Kent (Johan Holmberg), Luftikus und Viel-Vater, animiert sie, ihr Leben selber in die Hand zu nehmen. Sie hat sich bisher vor allem für andere eingesetzt und geopfert. Die launische, störrische Patientin Mary (Karin Ekström) weist ihr den Weg: «Stell dir vor, man würde in seiner letzten Stunde auf Erden auf einmal begreifen, dass man nie gelebt hat, dass man sich nie getraut hat, sein wahres Ich zu zeigen, wer man wirklich ist. Dass man sich immer nur verkrochen hat, dass man nie gewagt hat, Glücklich zu sein.» Das sitzt! Und tatsächlich, Disa traut sich was. Nicht nur mit Lebenskünstler Kent, sondern auch im Spital. Sie zettelt einen kleinen Aufstand an. Denn dem Spital drohen Kürzungen und Kündigungen.
Es kommt nicht nur auf Nächstenliebe und Zuneigung, sondern auch auf Mut und Solidarität an. Maria Blom (Buch, Regie) hat einen schelmischen Film gedreht, der Mut und gute Laune macht – mit Humor und grossem Herzen für Menschen mit Herz. Einen «emotionalen Actionfilm» nennt sie ihre Komödie – mit dem Wonneproppen Maria Sid als gebeutelte Pflegerin Disa, unscheinbar normal, aber zupackend. Am Ende ist sie «zufrieden, aber nicht satt». Und wir sind es auch.
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