Liebe geht seltsame Wege Brasilien, Frankreich, Griechenland, USA 2014 – 95min.
Filmkritik
Ein Film des Jahres
Als 2005 Ang Lees Brokeback Mountain in die Kinos kam und wenig später um ein Haar sogar den Oscar für den bester Film gewonnen hätte, gab es nicht wenige die darauf hofften, dass die schwule Liebesgeschichte Schule machen würde. Dass daraus nichts wurde, ist längst bekannt: Auf der Leinwand wurden Homosexuelle wieder zurück in die Nebenrollen oder ins Nischenkino geschoben. Dabei ist es gar nicht so schwer, dem Mainstream auch mal eine Beziehung jenseits der heterosexuellen Norm zuzumuten, wie Ira Sachs mit seinem neuen Film Love Is Strange beweist.
Im Zentrum seiner Geschichte stehen dabei zwei Männer, die das so genannte beste Alter schon ein wenig hinter sich gelassen haben. Ben (John Lithgow) und George (Alfred Molina) sind seit 39 Jahren ein Paar und als solches eigentlich nicht mehr zu erschüttern. Doch als in New York die Homo-Ehe eingeführt wird, heiraten die beiden, was unerwartete Folgen mit sich bringt.
George nämlich ist Musiklehrer an einer katholischen Schule – und obwohl seine Homosexualität dort kein Problem war, ist es die Hochzeit eben doch. Schnell verliert er seinen Job, wodurch dem Paar bald die Miete in Manhattan unerschwinglich wird. Aus Mangel an Alternativen kommt Ben bei seinem Neffen und dessen Familie in Brooklyn unter, während George vorübergehend bei ehemaligen Nachbarn – einem feierwütigen schwulen Polizistenpaar – einzieht. Nicht die idealste Konstellation für frisch Vermählte.
Sieht man einmal von der empörenden (und leider höchst realistischen) Entlassung von George ab, geschieht wenig allzu Dramatisches in Love Is Strange. Doch genau darin liegt die Stärke des Films von Ira Sachs, der auch mit Keep the Lights On und Married Life schon die unterschiedlichsten Beziehungen beleuchtete. Denn nicht der Plot ist es, der hier den Film zusammenhält, sondern der präzise Blick auf die Feinheiten des Zwischenmenschlichen, die ganz normalen Auf und Abs im Alltag eines Paares und nicht zuletzt die Figuren, mit denen man lacht wie leidet.
Unterstützt von tollen Nebendarstellern wie Marisa Tomei oder Cheyenne Jackson sind Molina und vor allem Lithgow in den Hauptrollen derart einnehmend und glaubwürdig, dass man sich an Love Is Strange kaum sattsehen kann - und zwar unabhängig davon, ob man nun selbst homo- oder heterosexuell ist. Ein wahrhaftigeres Paar als diese beiden dürfte es im gesamten Kinojahr 2014 nicht zu sehen gegeben haben. Wie überhaupt Sachs' von Chopin unterlegter Film in seiner Ehrlichkeit, Zartheit und Präzision so außergewöhnlich gelungen ist, dass man ihn zu den besten des Jahres zählen darf. Oscar-Nominierungen und zahlreiche Nachahmer wären hochverdient, selbst wenn sie unwahrscheinlich erscheinen.
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Kommentare
Wunderbarer 'Weihnachtsfilm' - besinnlich und zum Nachdenken anregend.
Eine reife Liebe zwischen zwei Männern, die nochmals auf die Probe gestellt wird - von einer Institution - so unnötig. Absolut hervorragende Hauptdarsteller - Alfred Molina gerade erst als ablehnender Hetero in The normal Hear gesehen und jetzt Ehepartner....... Toll… Mehr anzeigen
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