Wie auf Erden Schweden 2015 – 135min.
Filmkritik
Chorgesang befreit!
Zehn Jahre nach Wie im Himmel meldet sich Kay Pollak mit der Fortsetzung des Sensationserfolgs zurück. Begeistert dürften aber nur die sein, die sich schon am Vorgänger nicht sattsehen konnten, denn der Schwede hat wieder den Holzhammer ausgepackt statt auf Zwischentöne zu setzen.
Zum Sensationserfolg mauserste sich vor zehn Jahren Wie im Himmel, in dem Kay Pollak erzählte, wie ein ausgebrannter Dirigent in einem schwedischen Dorf einen Chor übernimmt und das gemeinschaftliche Singen die Mitglieder ihre persönlichen Probleme überwinden lässt. Am Ende starb freilich der Dirigent, doch Lena (Frida Hallgren) ist von ihm nun hochschwanger. Während sie in einem schummrigen Tanzschuppen mit Country Songs eine johlende Menge begeistert, hält der alkoholsüchtige Pfarrer (Niklas Falk) vor zwei Gläubigen, die er zudem noch für ihr Kommen bezahlt hat, eine Messe.
Die plumpe Gegenüberstellung ist ebenso typisch für Pollaks Inszenierung wie sein Hang zur Hysterie, die mit dem Platzen von Lenas Fruchtblase während des Konzertes einsetzt. Weil schliesslich der Pfarrer ihr als Geburtshelfer zur Seite stehen muss, verspricht sie ihm fürs Eröffnungskonzert der in Renovierung befindlichen Kirche einen Chor auf die Beine zu stellen.Durchsetzen muss sich die von Frida Hallgren mit viel Einsatz gespielte Hobby-Sängerin dabei aber gegen einen fiesen Organisten aus der Stadt, der sich schon in der Vergangenheit als ausgesprochenes Ekel erwiesen hat. Dieser arrogante Schnösel will nämlich das "Halleluja" aus Händels "Messias" mit professionellen Musikern aufführen, doch Lena kann selbstverständlich die Bevölkerung für ihre Idee begeistern.
Wie in Wie im Himmel will Pollak somit auch hier wieder mit einem grob gestrickten Drehbuch, das keinen Moment der Ruhe kennt, sondern eine dramatische Szene an die nächste reiht, dem Durchschnittsbürger Mut machen. Bewiesen werden soll, dass Leidenschaft für eine Sache und Freude am Singen wichtiger als professionelle Ausbildung sind, dass man mit gemeinschaftlichem Einsatz beinahe alles erreichen kann. Symbolträchtig beginnt folglich der Film im schneereichen Winter und endet im warmen Sommerlicht. Doch es geht nicht nur um die Kraft des gemeinsamen Singens, sondern auch um eine Umgestaltung und Erneuerung der Kirche, um ein Aufbrechen von alten und verkrusteten Strukturen. Wie ein neuer Messias lässt Lena, die immer wieder den die Obrigkeit fürchtenden Pfarrer von ihren Ideen überzeugen muss, die Kirchenbänke entfernen und eine Tanzveranstaltung organisieren.
Nicht mehr Strafpredigten und Demütigungen sollen nämlich von der Kirche ausgehen, nicht mehr Schuldgefühle sollen hier den Menschen eingeimpft werden, sondern Lebensfreude, der Glaube an sich selbst und die eigenen Fähigkeiten sollen gefördert werden. Der Erfolg gibt Lena dabei Recht, denn es strömen nicht nur immer mehr Leute in die Kirche, sondern Jesus selbst steigt schliesslich vom Kreuz, legt seine Leidensmiene ab und sitzt lächelnd mitten unter den Sängern.
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