Im Himmel trägt man hohe Schuhe Grossbritannien 2015 – 112min.

Filmkritik

Frauenfreundschaft

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Es erscheint ungerecht, doch mitunter muss man einen Film ganz unabhängig von seiner Qualität allein dafür loben, was er ist. Miss You Already ist ein solcher, ganz einfach weil es in Zeiten, in denen sich auf der Leinwand Superhelden prügeln und auch sonst die Männer den Ton angeben, immer besonders erfreulich ist, wenn im Kino in einer Geschichte doch einmal zwei Frauen im Mittelpunkt stehen.

Hier sind es Milly (Toni Collette) und Jess (Drew Barrymore), beste Freundinnen seit der Grundschule. Unerschütterlich stehen sie Seite an Seite, durch die Turbulenzen der Pubertät und die wilden Jahre danach genauso wie später, als beide zusehends häuslicher werden. Milly hat mit ihrem Ehemann Kit (Dominic Cooper) zwei Kinder und feiert Erfolge als PR-Agentin, Jess lebt mit ihrem Mann Jago (Paddy Considine) auf einem Hausboot und träumt davon, schwanger zu werden. Auch als bei Milly eine schwere Form von Brustkrebs diagnostiziert wird, ist Jess immer für sie da. Doch die langwierige Behandlungen und die nur bedingt aussichtsreiche Prognose bleiben nicht ohne Folgen für die Freundschaft und die anderen Beziehungen im Umfeld der beiden Freundinnen.

Vermutlich ist es nicht verwunderlich, dass hinter einem Film wie Miss You Already zwei Frauen stecken, was im Filmgeschäft bekanntlich ebenfalls nicht die Selbstverständlichkeit ist, die es idealerweise sein sollte. Das Drehbuch stammt von der britischen Schauspielerin und Autorin Morwenna Banks, die dafür ihr eigenes Theaterstück adaptierte. Und die Regie übernahm die Amerikanerin Catherine Hardwicke, die 2008 den Auftakt der sensationell erfolgreichen Twilight-Reihe inszenierte, aber anders als gewöhnlich männliche Kollegen nach so einem Erfolg nicht mit neuen Angeboten überhäuft wurde.

So fröhlich und lebensbejahend ihr Film ist, so sehr lässt er Raum für die unschönen und bitteren Momente, die der Kampf gegen den Krebs mit sich bringt. Damit ist in diesem Fall nicht nur das Körperliche gemeint, angefangen bei der Chemotherapie, dem Haarausfall und der Übelkeit. Auch das Zwischenmenschliche wird hier nicht nur durch die rosarote Brille gesehen: Egoismus etwa gehört zu den Nebenwirkungen, die Millys Krankheit in dieser Freundschaft zutage bringt. Nicht nur in der Selbstverständlichkeit, mit der sie Jess’ Hilfe in Anspruch nimmt, sondern auch in deren Gedanken, wenn sie aus falscher Rücksichtnahme die eigenen Familienpläne hintanstellt.

In erster Linie aber zielt Miss You Already natürlich auf unsere Tränendrüsen, und das nicht nur hemmungslos, sondern auch effektiv, weswegen letztlich nichts dagegen zu sagen ist. Kitsch und Wahrhaftigkeit halten sich größtenteils die Waage, Hardwicke läuft die Sache kaum aus dem Ruder. Hier und da bleiben zwar Klischees ebenso wenig aus wie Situationen, die an Sitcom-Plots gemahnen. Doch darüber ist man gewillt hinwegzusehen dank Barrymore und der fantastischen Collette in den Hauptrollen, die ihre Leinwand-Freundschaft bemerkenswert glaubhaft zum Leben erwecken.

14.04.2024

4

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Kommentare

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Patrick

vor 6 Jahren

Filmisch eine gelungene Gratwanderung zwischen Komödie&Drama das vom gesamten Darsteller~Cast famos gespielt wird.


julianne

vor 8 Jahren

Traurig und schön wie das Leben Toni colette und drew barrymore grossrtig!!!!!!


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