Umrika Indien 2015 – 98min.
Filmkritik
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Amerika ist noch immer ein Traum vieler Menschen auf ein besseres Leben – Mitte der 80er-Jahre. So setzen auch der junge Inder Udai, seine Familie und vor allem sein jüngerer Bruder alle Hoffnungen auf das gelobte Land. Prashant Nairs Tragikomödie erzählt von Lügen, Liebe und Glaube ans Gute.
Ein ärmliches indisches Dorf. Man schwärmt von "Umrika" (Hindi für Amerika). So bricht eines Tages auch der junge Udai (Prateik Babbar) auf, um im fernen Amerika, sprich in den USA, sein Glück zu finden. Alle Hoffnungen seiner Familie und besonders seines jüngeren Bruders Ramakant (Suraj Sharma), auch Rama genannt, ruhen auf ihm. Doch der Auswanderungswillige meldet sich nicht. Die Eltern hoffen, bangen, verzweifeln. Aber dann kommen regelmässig Briefe mit Bildern an, die vermeintlich von tollen Begegnungen Udais und vom Leben in den USA berichten.
Doch eines Tages bricht der schöne Schein zusammen. Rama kommt dahinter, dass ein verwandter Postbeamter die Briefe gefälscht hat. Er macht sich auf die Suche nach seinem Bruder, jobbt in der nächst besten Stadt und findet in Lalu (Tony Revolori) einen treuen Verbündeten. Er verliebt sich in die aparte Pakistani Radhika (Sauraseni Maitra) und entdeckt seinen Bruder Udai, der verheiratet ist und einen Coiffeurladen aufgebaut hat. Er hält den Schein aufrecht, verfasst selber geschönte Briefe an die Eltern. In ihm keimt der Entschluss, selber nach Amerika auszuwandern.
Prashant Nair (Regie und Buch), in Indien geboren, in der Schweiz, Sudan, Syrien, in Österreich aufgewachsen, lebte als Erwachsener in New York, Frankreich und Deutschland. Sein Film Umrika entstand in Indien auf Hindi. Er wirkt teilweise geradezu dokumentarisch und beschreibt einen alten Traum, von Hoffnungsträgern, Wunsch und Wirklichkeit – von einem besseren Leben. Dabei spielt er quasi auf zwei Ebenen – der Realität und Wunschdenken. Auch wenn ein Traum zerplatzt, stirbt die Hoffnung nicht – so viel sei verraten.
Umrika ist stimmig, auch wenn dieser Liebesfilm, diese geschönte Tragikomödie im Gestern angesiedelt ist, sind die Bezüge zu heute allgegenwärtig. Auch wenn das Thema nicht die aktuellen Flüchtlingsströme aufarbeitet. Amerika – das bedeutete und bedeutet Aufbruch in ein besseres Leben, in eine komfortable Zukunft. Nairs liebenswürdige Sozialvision hat etwas Naives und Märchenhaftes. Man kann den Film gern haben, auch wenn er etwas scheinheilig wirkt – Kino eben.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung