Michelangelo: Liebe und Tod Grossbritannien 2017 – 91min.

Filmkritik

Die Kunst zu langweilen

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Als Thema einer Dokumentation ist der Künstler Michelangelo sicherlich ein reichhaltiger und komplexer Kandidat, gehört er doch zu den faszinierendsten Vertretern seiner Ära und war dieser auch weit voraus. Michelangelo: Love and Death wurde just in dem Moment präsentiert, als die Ausstellung in der National Gallery of London nach 25 Jahren endete. Das Timing hätte kaum schlechter sein können. Für das hiesige Publikum ist das natürlich relativ unwichtig, das größere Problem stellt der Film selbst dar.

In der National Gallery of London werden die Werke von Michelangelo ausgestellt. Davon ausgehend wird hier ein Blick auf die Biografie des Mannes geworfen, der als einer der bedeutendsten Künstler der italienischen Hochrenaissance gilt. Dabei wird auch seine Beziehung zu Leonardo da Vinci unter die Lupe genommen, indem der Film die unglaubliche Vielseitigkeit des Künstlers zeigt, welcher Malerei, Architektur, Bildhauerei und das Dichten miteinander kombinierte: Mit dem Blick auf seine Kunst erhält der Zuschauer einen Einblick in das Leben dieses aussergewöhnlichen Mannes.

In Ultra HD 4K aufgenommen, verspricht diese Dokumentation einen Blick auf Michelangelos Kunst, wie es ihn so noch nie zuvor gegeben hat. Die Technik erlaubt es, auch kleinste Details wahrzunehmen, aber dafür hätte der Perspektivenwechsel auch eingesetzt werden müssen. Zu oft erscheint das, was gezeigt wird, viel zu flach. Zudem nutzt man nicht die Möglichkeiten, die sich hier bieten, wie etwa bei der Deckenmalerei in der Sixtinischen Kapelle. Ist man dort vor Ort, sieht man mit dem bloßen Auge längst nicht alle Details. Dieser Film hätte Abhilfe schaffen können, aber das Bild ist zu weit aufgezogen. Statt nahe ranzugehen, wird Abstand gewahrt, während man fast schon einschläfernde Erklärungen aus dem Off anhören muss, die zum Verständnis des Gezeigten nicht wirklich beitragen.

Darüber hinaus ist der Film linear und recht dröge erzählt. Zuträglich sind hier auch nicht die Interviews mit den Historikern, die entweder akkurat, aber immens bräsig daherkommen, oder zwar dramatisch erzählen, aber der Mythologie die Fakten opfern. Einen kompletten Überblick über Michelangelos Werk gibt es zudem auch nicht, weil es einfach zu groß ist. So versucht man, viel abzuhandeln, bleibt dabei aber naturgemäß an der Oberfläche und ergeht sich in teils fragwürdigen Präferenzen, was die zeitliche Konzentration einzelner Kunstwerke betrifft.

Michelangelo: Love and Death ist eine langatmige Dokumentation, die allenfalls den größten Michelangelo-Enthusiasten etwas zu bieten hat. Alle anderen erwartet bleierne Schwere.

11.03.2024

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