The Last Word USA 2017 – 108min.

Filmkritik

Ein Nachruf mit Folgen

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Mark Pellingtons neuster Film verströmt jene Wohlfühlatmosphäre, die einfach nötig ist, wenn sich zwei ungleiche Figuren – eine alt, eine jung – aufraffen und gegenseitig das Leben nicht nur bereichern, sondern es für immer verändern. Das Thema ist nicht unbedingt neu - es wirkt aber ein klein wenig frischer, weil die Grundidee äusserst amüsant ist: Ein Kontrollfreak will sogar über seinen Tod hinaus das letzte Wort haben und verfasst den eigenen Nachruf kurzerhand selbst.

Und das letzte Wort will sie wirklich immer haben, die resolute, alte Harriet (Shirley MacLaine), die sich in einer Männerdomäne durchgesetzt und sich somit ihren Reichtum erarbeitet hat. Aber Freunde hat sie keine. Noch nicht mal Menschen, die gut über sie reden würden: Das muss sie feststellen, als sie Nachrufschreiberin Anne (Amanda Seyfried) anheuert, um noch zu Lebzeiten lesen zu können, wie man sich ihrer erinnert. Die Erkenntnis ist ernüchternd und motivierend - nun setzt Harriet alles daran, sich positiv in den Köpfen ihrer Mitmenschen festzusetzen und sich damit einen bedeutsamen Nachruf zu erschaffen.

Shirley MacLaine ist die Rolle wie auf den Leib geschnitten: Die Schauspielerin kommt auch in ihrem reifen Alter noch immer mit einer verschmitzten Art daher und verkörpert die schrullige Harriet damit perfekt. Ebenso nimmt man ihr die unverblümte, fast schon beleidigende Offenheit ab, mit der sie als Harriet durchs Leben geht. Dass sie damit auch bei ihrer Nachrufschreiberin aneckt, versteht sich von selbst, daraus bezieht der Film aber auch einiges an komischem Potenzial. Weniger dankbar ist Amanda Seyfrieds Rolle, die einerseits eine Frau spielt, die noch immer wie ein Mädchen denkt, andererseits grosse Augen machen und mit den Füssen aufstampfen darf, wenn MacLaines Figur ihr wieder mal einen vor den Latz knallt.

Seyfried geht im direkten Spiel mit der grossen, alten Mimin etwas unter, ihre Natürlichkeit und ihr Charme bewahren sie jedoch davor, ganz und gar von MacLaine erdrückt zu werden. Denn lebendig wird The Last Word vor allem wegen den beiden Schauspielerinnen, denen manchmal die kleine AnnJewel Lee Dixon als Harriets "Sozialprojekt" die Schau stiehlt. Die Geschichte hingegen ist zu jeder Sekunde vorhersehbar: Ihr fehlt schlicht und ergreifend das gewisse Etwas, das helfen würde, The Last Word zu mehr als nur einer streng nach dem Malen-nach-Zahlen-Prinzip gestalteten Tragikomödie zu machen.

Dazu aber hätte der Film etwas wagen müssen, was er bis zur letzten Minute nicht tut. Er verlässt nie das ausgetretene Terrain, auf dem sich gut stehen lässt. Und vielleicht hat Mark Pellington, der nach einem Skript von Stuart Ross Fink inszenierte, damit ja auch recht: Zwar verblasst The Last Word schon in dem Moment, in dem der Abspann läuft - während zwei Stunden unterhält einem aber ein solider Feel-Good-Movie.

10.04.2024

3

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Kommentare

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Janissli

vor 7 Jahren

Eine gute Geschichte über eine Frau, die im Alter noch einmal richtig Gas gibt.


as1960

vor 7 Jahren

Shirley McLaine ist in "The Last Word" eine herrische, reiche Frau, welche schon zu Lebzeit ihr Nachwort geschrieben haben will. Nur finden sich kaum positive Worte... Nun, es ist wirklich nur Shirley McLaine welche diesen Film vom Dämlichen wenigstens ins Banale rettet. Aber ich hoffe, dass dies nicht "The Last Word" von dieser wunderbaren Schauspielerin ist. Ich wünsche ihr, dass sie noch noch viele, bessere Filme vor sich hat.Mehr anzeigen


nick74

vor 7 Jahren

Einfach wundervoll, bitte mehr davon, Oscar Nominierung


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